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Archäologen entdecken Fresken mit Bildern zum Trojanischen Krieg

Baku, 12. April, AZERTAC
Das von einem Vulkanausbruch verschüttete Pompeji hat einen weiteren Schatz freigegeben. Archäologen sind bei Ausgrabungen in der antiken römischen Stadt auf spektakuläre Fresken mit Abbildungen zum Trojanischen Krieg gestoßen. Das freigelegte Kunstwerk ist nach Angaben der vom Deutschen Gabriel Zuchtriegel geleiteten Ausgrabungsstätte mit fünfzehn mal sechs Metern Fläche beeindruckend groß und besteht aus Abbildungen diverser Figuren des vom griechischen Dichter Homer in der „Ilias“ besungenen Kriegs.
Der „schwarze Raum“ ist mit einem Mosaikboden versehen und befindet sich demnach in einem ehemaligen Privathaus in der Via di Nola, der längsten Straße des antiken Pompeji. Er wurde im Rahmen eines Projekts freigelegt, um die Bereiche zu stützen, die die ausgegrabenen und nicht ausgegrabenen Teile Pompejis voneinander trennen, wie AZERTAC unter Berufung auf Spiegel berichtete.
Auf schwarzem Untergrund sind etwa die griechische Königin Helena und der trojanische Prinz Paris abgebildet, der durch die Entführung Helenas den Krieg der Griechen gegen die kleinasiatische Stadt auslöste. „Die Wände wurden schwarz gestrichen, um zu verhindern, dass der Rauch der Öllampen an den Wänden zu sehen ist“, so Zuchtriegel.
Ein weiteres Fresko zeigt den griechischen Gott Apollo bei dem Versuch, die Priesterin Kassandra zu umwerben. Um die schöne Tochter des trojanischen Königs Priamos zu umwerben, verlieh ihr Apollo der Sage nach die Gabe der Weissagung. Als sie ihn jedoch zurückwies, verfluchte er sie, sodass niemand ihren Prophezeiungen Glauben schenkte.
Die Abbildungen dienten laut Ausgrabungsleiter Zuchtriegel dazu, die Gäste eines pompeijanischen Hauses zu unterhalten und sie zu Gesprächen anzuregen. „Die mythologischen Paare lieferten Ideen für Gespräche über die Vergangenheit und das Leben, die nur scheinbar rein romantischer Natur waren“, sagte Zuchtriegel dem „Guardian“. „In Wirklichkeit verweisen sie auf die Beziehung zwischen dem Individuum und dem Schicksal: Kassandra, die in die Zukunft sehen kann, aber niemand glaubt ihr, Apollo, der sich auf die Seite der Trojaner gegen die griechischen Eindringlinge stellt, aber als Gott den Sieg nicht sichern kann, Helena und Paris, die trotz ihrer politisch unkorrekten Liebesbeziehung die Ursache des Krieges sind, oder vielleicht auch nur ein Vorwand dafür.“
In dem Raum mit den Fresken hätten sich vermutlich Menschen nach Sonnenuntergang zu Banketten getroffen. Dank der schwarzen Grundierung des Gemäldes habe das zitternde Licht der Öllampen den Eindruck erwecken können, dass sich die aufgemalten Figuren bewegten. „Vor allem, nachdem die Betrachter ein paar Gläser Wein getrunken hatten“, so Zuchtriegel.
Italiens Kulturminister Gennaro Sangiuliano würdigte die Entdeckungen als weiteren Beleg für den Zauber Pompejis. Die verschüttete Stadt höre „nie auf, uns zu überraschen, denn jedes Mal, wenn wir graben, finden wir etwas Schönes und Bedeutendes“.
Pompeji wurde 79 nach Christus durch einen Ausbruch des Vulkans Vesuv verschüttet, durch die Vulkanasche aber ungewöhnlich gut konserviert. Seit 1997 gehören die archäologischen Reste zum Unesco-Weltkulturerbe.
Archäologen gehen davon aus, dass bei dem Vulkanausbruch 15 bis 20 Prozent der Bevölkerung von Pompeji starben. Von der 22 Hektar großen archäologischen Stätte ist etwa ein Drittel immer noch unter Vulkanasche begraben. Die Ausgrabungsstätte nahe Neapel gehört zu den beliebtesten Touristenzielen in Italien.

Wissenschaft und bildung 2024-04-12 23:20:00