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Tote Galaxie im jungen Kosmos entdeckt

Baku, 9. März, AZERTAC

Bereits 700 Millionen Jahre nach dem Urknall vor 13,8 Milliarden Jahren entstanden in einer kleinen Galaxie plötzlich keine Sterne mehr. Das zeigen Beobachtungen eines internationalen Forschungsteams mit dem Weltraumteleskop „James Webb“. Sie haben damit die bislang früheste ruhige Galaxie im Kosmos entdeckt – auch tote Galaxie genannt. Der vorherige Rekord lag bei etwa 1,2 Milliarden Jahren nach dem Urknall.
So früh im jungen Kosmos hatten die Fachleute keine solche tote Galaxie erwartet. Es sei aber denkbar, dass dort in einer späteren Epoche der kosmischen Entwicklung wieder Sterne entstanden seien, so die Wissenschaftler im Fachblatt „Nature“ . Warum die Sternentstehung in Jades-GS-Z7-01-QU abrupt erloschen ist, wissen die Astronomen nicht, sie haben aber ein paar Theorien.
Ein Blick in die Ferne ist zugleich ein Blick in die Vergangenheit - In unserer Milchstraße gibt es viele Regionen, in denen sich häufig Gaswolken verdichten und dadurch ständig neue Sterne entstehen. Doch das ist nicht überall so – es existieren auch ruhige Galaxien ohne nennenswerte Sternentstehung. Warum es diesen Unterschied gibt, und seit wann in der kosmischen Geschichte, wissen Astrophysiker bislang nicht.
Eine direkte Beobachtung ruhiger Galaxien im jungen Universum ist von immenser Bedeutung für unser Verständnis der Entstehung und Entwicklung von Galaxien“, erläutern Tobias Looser von der Universität Cambridge in Großbritannien und seine Kollegen.
Das Team hat mit dem „James Webb Space Telescope“ Ausschau nach Galaxien in sehr großer Entfernung gehalten. In der Astronomie ist ein Blick in weite Ferne zugleich ein Blick in die kosmische Vergangenheit. Benötigt das Licht einer Galaxie zehn Milliarden Jahre zur Erde, so sehen die Forscher dieses Sternsystem so, wie es vor zehn Milliarden Jahren ausgesehen hat.
Kurze Phase heftiger Sternentstehung - Das Licht der jetzt von dem Team aufgespürten und unter der Bezeichnung Jades-GS-Z7-01-QU katalogisierten Galaxie benötigt 13,1 Milliarden Jahre bis zur Erde. Die Forscher blickten damit in eine Epoche, in der das Universum gerade einmal 700 Millionen Jahre alt war, wie AZERTAC unter Berufung auf Spiegel berichtete.
Wie Looser und seine Kollegen berichten, sendet die Galaxie Strahlung aus, die auf eine kurze Phase heftiger Sternentstehung hindeutet. Vielleicht sei dabei mehr Gas in den Sternen verbaut worden als nachströmen konnte, spekulieren Looser und seine Kollegen. Oder die Sternentstehung verlief so explosiv, dass die energiereiche Strahlung der heißen jungen Sterne das Gas aus der Galaxie herausgeblasen hat. Vielleicht gab es aber auch einen Strahlungsausbruch bei einem großen schwarzen Loch im Zentrum des Systems, der die Sternentstehung förmlich ausgeblasen hat.
Verblüffend für die Astronomen ist auch die geringe Gesamtmasse von Jades-GS-Z7-01-QU: Mit etwa 500 Millionen Sonnenmassen ähnelt sie von der Größe her der Kleinen Magellanschen Wolke, einer Satellitengalaxie der Milchstraße. Alle bislang im jungen Kosmos bekannten ruhigen Galaxien sind mit über zehn Milliarden Sonnenmassen wesentlich größer.
Möglicherweise mache die geringe Masse die Galaxie besonders empfindlich für Rückkopplungseffekte, die die Entstehung von Sternen zum Erliegen bringen können, so die Forscher. „Im jungen Kosmos scheint alles schneller und dramatischer abgelaufen zu sein“, so Looser, „vielleicht haben Galaxien damals auch schneller zwischen Phasen der Sternentstehung und ruhigen Phasen gewechselt“.

Wissenschaft und bildung 2024-03-09 12:19:00