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Möglicherweise alte Kultstätte im Chiemsee entdeckt

Baku, 23. Februar, AZERTAC
Das hatten sie nicht erwartet: Wissenschaftler haben auf der Fraueninsel im Chiemsee eine womöglich seit 1000 Jahren im Erdboden schlummernde Kultstätte entdeckt. Bei Bodenradarmessungen seien Geophysiker auf bisher unbekannte Grundmauern eines romanischen Zentralbaus gestoßen, teilte das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege (BLfD) am Mittwoch mit.
Der Bau liege auf dem höchsten Punkt der Insel und hat einen Durchmesser von 19 Metern. Ungeklärt sei, ob es sich um das Grab der Seligen Irmengard handeln könnte. Sie wirkte im 9. Jahrhundert als Äbtissin des Konvents Frauenwörth.
Bayerns Kunstminister Markus Blume (CSU) sprach von einem Sensationsfund. »Ein derartiger Grundriss eines romanischen Zentralbaus hat nördlich der Alpen absoluten Seltenheitswert«, sagte Blume. Es bleibe spannend, wie die Wissenschaft diesen Fund historisch einordne. Auch der Generalkonservator des Landesamtes, Mathias Pfeil, sprach von einer „absoluten Seltenheit“, wie AZERTAC unter Berufung auf Spiegel berichtete.
Das Kloster Frauenwörth prägt seit Jahrhunderten die Insel. Die Selige Irmengard, die Tochter von König Ludwig dem Deutschen und die Urenkelin von Karl dem Großen, wurde 866 in der Abteikirche bestattet, wie das Landesamt weiter erläuterte. Zwischen 1001 und 1020 wurde demnach ihr Grab geöffnet, um Reliquien zu entnehmen. Vielleicht sei in diesem Kontext der zusätzliche Memorialbau entstanden – in Anlehnung an die Jerusalemer Grabeskirche.
Die Bauentwicklung des 782 gegründeten Klosters gelte laut Landesamt als gut erforscht. Der Zentralbau sei hingegen bisher nicht überliefert, weder in Schriften noch auf historischen Karten. Bekannt war, dass es im Bereich des Fundortes früher die zum Kloster gehörende, erstmals für das Jahr 1393 überlieferte Kirche St. Martin gab. Sie wurde 1803 im Zuge der Säkularisation abgerissen. „Doch dass es einen älteren Vorgängerbau gab, das ist auch für uns eine große Überraschung“, sagt der Bürgermeister der Gemeinde Chiemsee, Armin Krämmer. Die Daten sollen nun wissenschaftlich ausgewertet werden.

Wissenschaft und bildung 2024-02-23 13:08:00