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Forscher wollen mit Lasern Mond-Straßen bauen

Baku, 13. Oktober, AZERTAC
Dass Staub für Motoren Gift ist, weiß man auf der Erde im Grunde seit es Maschinen gibt. Wer gelegentlich Gartengeräte reinigt oder sein Motorrad putzt, verflucht die feinen Partikel, die selbst in die hintersten Winkel kriechen. Im All ist das Problem sogar noch größer.
Der Mond etwa hat ein massives Staubproblem, bis zu 15 Meter dick türmt sich dort pulverisiertes Mondgestein auf. Aufgrund der geringeren Schwerkraft wirbeln feinste Teilchen vergleichsweise lange umher. Zudem sind sie nicht von Wind und Wetter glatt geschliffen, sondern scharfkantig. Und: Weil das Sonnenlicht die Teilchen, der Fachbegriff lautet Mondregolith, elektrostatisch auflädt, haften sie wie Kleber an Oberflächen.
Daher lässt sich kaum vermeiden, dass das Zeug in die Innenräume von Raumfahrzeugen oder Landefähren gelangt. Die Astronauten der Apollo-Missionen haben den Mondstaub am eigenen Leib gespürt, als kosmische Partikel den Reißverschlüssen der Raumanzüge zusetzten und die Raumfahrer noch nach ihrer Rückkehr zur Erde unter Atemwegsproblemen litten.
Kein Wunder, dass die Nasa schon 2005 in einer Studie Staub als größten Feind für zukünftige Mondmissionen sah. Zur Erinnerung: Die US-amerikanische Weltraumagentur will mit der Artemis-Mission langfristig wieder Menschen auf den Mond bringen. Will man im Zeitplan bleiben, müssen sich die Planer in diesem Jahrzehnt der Herausforderung “Mondstaub“ stellen.
Aus Staub Stein machen - Ein Forscherteam hat nun einen Vorschlag gemacht, wie man das Problem eingrenzen könnte. Ihnen schweben gepflasterte Straßen für Mondfahrzeuge oder befestigte Landeplätze für Raumsonden oder Mondfähren vor. Allerdings will das Team um Juan-Carlos Ginés-Palomares von der Hochschule Aalen in Baden-Württemberg laut seiner Studie im Fachmagazin »Scientific Reports« keine schweren Pflastersteine mit ins All nehmen und damit den Staub abdecken - dafür ist die Nutzlast der Raketen zu knapp. Die Forschenden wollen erst auf dem Mond Staub zu Stein werden lassen und experimentieren deshalb mit Lasern. Das gebündelte Licht soll den staubigen Mondboden zu einer festeren, geschichteten Substanz verschmelzen.
Erste Tests im Labor verliefen hoffnungsvoll, heißt es. Dafür wurde mit einem von der Europäischen Weltraumorganisation Esa als Ersatzprodukt für Mondstaub deklariertem Material gearbeitet. Es besteht aus vulkanischem Pulver aus der Eifel. Im Labor schmolz das Team das feinkörnige Material mithilfe eines Kohlendioxidlasers, derartige Modelle gelten als leistungsstark und werden häufig in der Industrie eingesetzt, zu kleinen dreieckigen Kacheln von bis zu 26 Zentimetern Breite. Sie glichen in etwa der Form von Pflastersteinen. Damit könnten Teams von Astronauten etwa kleine Wege für ihre Mondfahrzeuge bauen.
Zwar ist laut der Autoren weitere Forschung nötig, um das Verfahren zu verfeinern. »Aber unsere Ergebnisse belegen die Machbarkeit der Technik und legen nahe, dass sie auf dem Mond reproduziert werden könnte«, heißt es. Zusätzliche Produktionsanlagen wie Öfen oder Formen würden bei künftigen Mondmissionen nicht benötigt. Selbst riesige Laser müssten nicht ins All transportiert werden.

Wissenschaft und bildung 2023-10-13 13:20:00