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Jupitermond Europa: Unter der Eiskruste soll ein Ozean liegen

Baku, 23. September, AZERTAC
Wo Wasser ist, könnte auch Leben sein. Wo Kohlendioxid (CO₂) ist, noch eher. Auf der Erde ist das Molekül schließlich nicht nur als Treiber der Klimakrise gefürchtet, sondern gilt vor allem als Baustein des Lebens im Kohlenstoffkreislauf. Pflanzen wandeln CO₂ in Sauerstoff um, bei Tieren oder Menschen läuft es umgekehrt, teilt AZERTAC unter Berufung auf den Spiegel mit.
Für die Suche nach der möglichen Existenz außerirdischer Lebensformen ist es daher eine gute Nachricht, dass der Jupitermond Europa von einer Eiskruste bedeckt ist, die maßgeblich aus gefrorenem Wasser und CO₂ besteht. Nach neuen Forschungsergebnissen stammt der Kohlenstoff auch von dem Mond selbst, ist also nicht aus anderen Quellen im All etwa über Meteoriten dorthin gelangt.
Zu diesem Ergebnis kommen zwei verschiedene Studien, die in der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift “Science“ erschienen sind. Beide nutzen Daten, die das James-Webb-Weltraumteleskop lieferte. Mit detaillierten Infrarotaufnahmen konnten Forschende die Oberflächenstruktur einer zerklüfteten Gegend namens Tara Regio studieren, wo die CO₂-Konzentration besonders hoch ist.
Ozean unter der Eiskruste vermutet - Das etwa 1800 Kilometer breite Areal wird als “Chaosterrain« mit steilen Kanten und Klüften beschrieben. Eine mögliche Erklärung für die Formen: Unter der mehr als zehn Kilometer dicken Eiskruste wird ein Ozean vermutet, aus dem warmes Wasser aufsteigen und an der kalten Oberfläche wieder gefrieren könnte. In der Tara Regio wurden nun auch große Mengen Salz nachgewiesen, die der Gegend eine gelbliche Farbe im Kontrast zur überwiegend weißen Eishülle des Mondes verleihen.
Die Astronomin Samantha Trumbo von der Cornell University schließt aus der Geologie des Areals, dass das CO₂ aus dem Innern des Mondes stammt, “wahrscheinlich aus dem inneren Ozean“. Nicht auszuschließen sei jedoch, dass der Kohlenstoff als felsförmiges Mineral entstanden sei, heißt es in der Studie von Trumbo und dem Geologen Michael Brown vom California Institute of Technology.
Ein zweites Team von der US-Raumfahrtbehörde Nasa suchte nach ausströmendem Gas oder Schwaden von Wasserdampf. Da wurde es nicht fündig, bestätigte aber die Aussage, dass das Innere von Europa die Kohlenstoffquelle sein müsse.
Olivier Witasse von der europäischen Weltraumagentur Esa bezeichnete die Ergebnisse als “sehr aufregend“. Die Esa hat im April die Sonde “Juice“ losgeschickt, die Material von den Jupitermonden Europa, Ganymed und Callisto sammeln soll, wo ebenfalls Kohlenstoff nachgewiesen wurde. Die Ankunft ist für 2032 vorgesehen.
Eine Begegnung mit Außerirdischen ist dort aber nicht zu erwarten. Wenn überhaupt, dürften unter den Extrembedingungen von Europa allenfalls winzige Lebewesen wie Mikroben gedeihen.

Wissenschaft und bildung 2023-09-23 17:46:00