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Forscherteam in Tiefsee einen Fisch mehr als acht Kilometer unter der Wasseroberfläche entdeckt

Bislang unbekannte Fischart in 8336 Meter Tiefe gefilmt

Baku, 5. April, AZERTAC

Wissenschaftler haben einen außergewöhnlichen Fund gemacht: in 8336 Meter Tiefe filmten sie eine bisher unbekannte Fischart. Das Team um Alan Jamieson von der University of Western Australia entdeckten die Tiere während einer Expedition im Izu-Ogasawara-Graben südlich von Japan. Die Forscher nutzten Tauchroboter, an denen Köder und eine Kamera angebracht waren.
Die Fische gehören zur Familie der Scheibenbäuche, deren Vertreter bereits im Jahr 2008 in einer Tiefe von mehr als 7700 Metern gesichtet wurden. Sie haben winzige Augen, einen durchsichtigen Körper und keine Schwimmblase. “Die japanischen Gräben sind unglaubliche Erkundungsorte, weil sie trotz der Tiefe so reich an Leben sind“, schwärmt der Expeditionschef Alan Jamieson. Sein Team erforscht in einer zehnjährigen Mission die tiefsten Fischpopulationen der Welt.
Mit Spezialausrüstung kommen Menschen maximal 450 Meter tief - Leben in extremer Tiefe ist außergewöhnlich. Wasser ist mehr als tausendmal schwerer als Luft, alle zehn Meter nimmt der Druck um eine Atmosphäre zu. In der Tiefsee lastet die Wassermasse mit dem Gewicht von Schwertransportern auf dem Boden. Ein Mensch, der in mehr als 2000 Meter Tiefe tauchen würde, bekäme trotz Sauerstoffflasche keine Luft - alle Gase würden aus seinem Körper gequetscht. Die Scheibenbäuche hingegen sind an ihre Umgebung angepasst.
Fische halten 800-fachem Druck stand - Zu der Fischfamilie zählen rund 300 Arten, von denen die meisten eher in flachen Gewässern leben. Einige kommen jedoch in extrem kalten Meeresregionen, etwa der Arktis und Antarktis, vor. In acht Kilometer Tiefe halten sie das 800-Fache des Drucks aus im Vergleich zur Meeresoberfläche und ernähren sich von winzigen Krebstieren.
Ob es sich bei dem Fund um einen Rekord handelt, ist unklar - das Australian Museum in Sydney führt auf seiner Seite einen anderen Rekordhalter. Ebenso ist umstritten, ob es eine maximale Tiefe für Fische gibt. “Wenn ein Fisch bei 800-fachem Atmosphärendruck leben kann, kann er das vermutlich auch beim 1100-fachen“, heißt es auf SPIEGEL-Anfrage vom Alfred-Wegener-Institut (AWI). “Physiologisch gesehen sind es eher die ersten paar Hundert Meter, die das Überleben schwierig machen.“ Etwa von null auf zehn Meter sei eine Verdopplung des Drucks, bis 30 Meter nochmals. “Allerdings kommen dann zwischen 8000 und 10.000 Metern nur noch kleine prozentuale Änderungen dazu“, heißt es von einer AWI-Sprecherin.
Laut dem Team der australischen Mission wurde die bisher tiefste Fischbeobachtung in 8178 Meter Tiefe im Marianengraben (Pazifik) gemacht. Damit übertreffe die neue Entdeckung den Tiefenrekord um 158 Meter. “Wenn dieser Rekord gebrochen wird, dann möglicherweise nur um wenige Meter“, sagte Alan Jamieson gegenüber BBC News.

Wissenschaft und bildung 2023-04-05 17:24:00