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Wasserreiche Planeten in unserer Galaxie deutlich verbreiteter als gedacht

Baku, 12. September, AZERTAC

Von “Wasserwelten“ ist die Rede in einer Mitteilung der University of Chicago, die eine astronomische Sensation verheißt: Überraschend viele Himmelskörper in der Milchstraße enthielten große Mengen Wasser, teils bis zur Hälfte ihrer Masse. Das ist das Ergebnis einer Analyse der Astronomen Rafael Luque und Enric Pallé, die in der Wissenschaftszeitschrift “Science“ veröffentlicht wurde.
Die Forscher wiesen das potenziell lebensstiftende Element allerdings nicht direkt nach. Stattdessen leiteten sie die vermutliche Zusammensetzung der Planeten aus ihrem Durchmesser und ihrer Masse ab – gemessen über die Schatten, die diese Planeten auf die von ihnen umkreisten Sterne werfen, sowie die winzigen Veränderungen in deren Umlaufbahn.
Diese Art von Analyse ist für einzelne Planeten in der Astronomie verbreitet. Luque und Pallé untersuchten gleich eine ganze Gruppe von Himmelskörpern: 34 Exoplaneten mit einer Größe unterhalb des Umfangs von Neptun, die um Rote Zwerge kreisen, die am häufigsten vertretene Sternklasse. Aufgrund der geschätzten Dichte stuften sie die meisten von ihnen als “Wasserwelten“ ein – zu leicht, um nur aus Fels zu bestehen, zu schwer und klein für reine Gasplaneten.
Rafael Luque nannte es “überraschend, einen Hinweis auf so viele Wasserwelten im Umkreis des verbreitetsten Sterntyps in der Galaxie zu sehen“. Daraus ließen sich “gewaltige Konsequenzen für die Suche nach bewohnbaren Planeten“ ableiten. Allerdings erklären die Forscher, dass sich das Wasser – oder ein anderes, ähnlich leichtes Molekül – kaum an der Oberfläche der beobachteten Planeten finden lasse. In dem Fall nämlich müsste es aufgrund der Nähe zu den jeweiligen Sonnen gasförmig vorliegen und daher den Radius der Planeten vergrößern. Das jedoch habe sich in den Messungen nicht gezeigt, keine Hoffnung also auf große Ozeane.
Ein echter Beweis, dass es sich tatsächlich um Wasserwelten handle, stehe noch aus, erklärte Exoplaneten-Experte Jacob Bean von der University of Chicago. Dennoch zeigte er sich “überrascht“ von dem Ergebnis: “Ich und eine Menge Leute im Forschungsfeld hatten angenommen, dass das alles trockene, felsige Planeten seien.“
Die nicht an der Studie beteiligte Astronomin Johanna Teske vom Earth and Planets Laboratory der Carnegie Institution of Science kommentierte, der Hinweis auf Wasser im Umfeld der Roten Zwerge sei besonders verlockend. Doch “alle drei Typen von Planeten könnten potenziell bewohnbare Lebensbedingungen bieten“, auch die felsigen und die gasförmigen. Verschiedene Forschende hätten bereits vorgeschlagen, in den Systemen der Roten Zwerge nach außerirdischem Leben zu suchen. In jedem Fall jedoch lieferten die neuen Analysen bedeutende Hinweise, um das Rätsel der Entstehung und Entwicklung kleiner Planeten zu lösen. Und mithilfe leistungsstärkerer Teleskope seien in naher Zukunft weitere Erkenntnisse zu erwarten.

Wissenschaft und bildung 2022-09-12 16:02:00