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Einsamer Amazonas-Regenwald-Bewohner ist tot

Baku, 29. August, AZERTAC

Er wurde als der “Letzte seines Stammes“ beschrieben, als der “isolierteste Mann auf dem Planeten“, als der “letzte Überlebende“ und vor allem immer wieder als der “Mann des Lochs“. Sein eigentlicher Name ist nicht bekannt; überhaupt gibt es wenige gesicherte Details über das Leben des indigenen Mannes aus Brasilien. Klar ist aber: Seit Jahrzehnten fasziniert er Aktivisten in dem Land und sorgt für Schlagzeilen weltweit. Umso größer ist nun die Trauer über seinen Tod.
Der Mann lebte seit Jahrzehnten allein und völlig abgeschottet im brasilianischen Amazonas-Regenwald an der Grenze zu Bolivien. Experten gehen davon aus, dass die weiteren Angehörigen seines Stammes in den Achtzigerjahren bei Angriffen von Außenstehenden ums Leben kamen. Der “Mann des Lochs“ überlebte demnach als Einziger.
“Nachdem er schreckliche Massaker und Landinvasionen erlitten hatte, war die Ablehnung des Kontakts mit Außenstehenden seine beste Überlebenschance“, zitiert der “Guardian“ die Aktivistin Sarah Shenker von Survival International, der globalen Bewegung für indigene Völker. Über den Tod des Mannes sagte sie demnach: “Er war der Letzte seines Stammes, und das ist also ein weiterer Stamm, der ausgestorben ist.“
Woher der Spitzname “Mann des Lochs“ kommt - Funai ist die brasilianische Behörde zum Schutz der indigenen Bevölkerung im Land. Mitarbeiter wurden erstmals Mitte der Neunzigerjahre auf die Existenz des Mannes aufmerksam. Die Behörden erklärten ein Gebiet rund um den Aufenthaltsort des Mannes zur Schutzzone. Im Juli 2018 veröffentlichte Funai Videoaufnahmen aus dem Jahr 2011, die den Mann bei bester Gesundheit zeigten.
Funai beobachtete den “Mann des Lochs“ seit Jahrzehnten aus der Distanz. In jeder Hütte, die er sich baute und bewohnte, fanden Mitarbeiter ein tiefes Loch – daher der Spitzname. Wofür genau es benutzt wurde, ist unklar. Einer Theorie nach nutzte der Mann es als Versteck; laut einer anderen diente es als Falle oder als eine Art spirituelle Stätte.
Einer der Beobachter ist Marcelo dos Santos. Dem “Guardian“ sagte er nun, er und andere Funai-Mitarbeiter hätten Geschenke für den Mann platziert, beispielsweise Werkzeuge, Samen oder Essen. Sie seien aber jedes Mal zurückgewiesen worden. Der indigene Mann “vertraute niemandem, weil er viele traumatisierende Erfahrungen mit Nicht-Indigenen gemacht hatte“, sagte dos Santos.
Ein Mitarbeiter von Funai fand nun den Leichnam des Mannes. Er habe in seiner Hängematte gelegen, um ihn herum seien bunte Federn drapiert gewesen, heißt es in einer Erklärung. Das sei offenbar ein Hinweis darauf, dass der Mann sich auf seinen Tod vorbereitet habe. Er sei etwa 60 Jahre alt geworden.

Es ist interessant 2022-08-29 16:05:00