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David Toscana zu Besuch in Aserbaidschan

Baku, 27. November, AZERTAC
Der berühmte mexikanische Schriftsteller David Toscana weilt zu einem Besuch in Aserbaidschan. Im Rahmen des von der Botschaft von Mexiko in Baku organisierten Besuchs sind literarische Veranstaltungen vorgesehen, um David Toscana dem aserbaidschanischen Publikum vorzustellen.
AZERTAC zufolge besuchte der Schriftsteller in Begleitung des mexikanischen Botschafters in Aserbaidschan, Juan Rodrigo Labardini Flores, das Übersetzungszentrum, wo er mit der Direktorin des Zentrums, der Volksschriftstellerin Afag Masud zusammentraf. Bei dem Treffen wurden die Möglichkeiten für die Übersetzung der Werke von David Tuscany in die aserbaidschanische Sprache diskutiert.
Am 29. November wird sich David Toscana mit aserbaidschanischen Lesern im Baku Book Center treffen. Das Treffen wird der aserbaidschanischen Leserschaft ermöglichen, aktuelle Strömungen der mexikanischen Literatur und die Werke von David Toscana näher kennen zu lernen.
David Toscana wurde 1961 in Monterrey im nordmexikanischen Bundesstaat Nuevo León geboren. Nach seiner Schulzeit ließ er sich zum Diplomingenieur ausbilden und arbeitete als solcher vorübergehend in Ciudad Juárez, bis er sich im Wechselspiel von Rohstoff und Markt immer mehr zur ursprünglichen konkreten und kreativen Materie hingezogen fühlte und mit 29 Jahren anfing zu schreiben. Seine Erfahrung mit der konfliktiven Wirklichkeit forderte seine individuelle Ausdruckskraft heraus, die er im Bereich der erzählerischen Arbeit mit und an der Sprache suchte. Einerseits prägten ihn spanischen Klassiker wie Cervantes und Calderón sowie die klassischen Erzähler Russlands, wenn es um das Lesenvergnügen ging, andererseits die neuen lateinamerikanischen Prosaisten Juan Carlos Onetti und Miguel Donoso, wenn es um die Obsessionen des Schreibens selbst ging. Seine Erzählästhetik bezeichnet David Toscana als “realismo desquiciado“ (“haltlosen Realismus“), der sich vom überlieferten magischen Realismus lossagt, zumal jener des Magischen bedarf, um die Welt zu erklären. Seine Protagonisten handeln weder mit Logik noch Vernunft; ihre Welt spielt sich allein in der Vorstellung ab, wenngleich ein mehrschichtiger Austausch zwischen den Leben und der Fiktion stattfindet. “Stets gefällt mir beim Schreiben, die direkte Lebenserfahrung im Bewusstsein zu haben“, bekräftigt der Autor, der sich in seine Protagonisten hineinversetzt und ihre persönlichen Risiken nachvollziehen möchte, um aus den jeweiligen Situationen heraus in die ganz alltägliche Haltlosigkeit der Welt zu geraten. Onetti, aber auch Juan Rulfo schulten seinen literarischen Sinn für die Atmosphäre, Donoso für das opulent Absonderliche.
Sein Romanerstling “Las bicicletas“ (“Die Fahrräder“) erschien 1992 und begann mit dem lakonischen Satz: “Der Weg zum Friedhof war lang“. Damit stellte er sich unmittelbar in die mexikanische Tradition der literarischen Gestaltung des Todesmotivs, die er als regionaler Schriftsteller in den kargen Norden verortet. 1995 folgte “Estación Tula“ (dt., “Endstation Tula“, 1998; bereits vergriffen) und wurde bald darauf auch ins Arabische, Englische, Griechische und Serbische übersetzt. 1997 veröffentlichte er den Erzählungsband “Historias de Lontananza“ (“Geschichten der Ferne“). Sein dritter Roman erschien 1998 und heißt “Santa María del Circo“ (“Die heilige Maria vom Zirkus“). Sein jüngster, vierter Roman „Duelo por Miguel Pruneda“ (“Klage um Miguel Pruneda“) kam 2002 beim spanischen Verlag Plaza y Janés heraus.
Die internationale Literaturkritik lobt seine Prosa für die bisweilen beißende Ironie, mit der er das Scheitern und die Einsamkeit seiner Protagonisten begleitet: "Ich finde in meiner Region eine sehr reiche Ader, die eigentlich niemand geschürft hat, deshalb fühle ich mich sehr wohl, in meinem eigenen Bergwerk zu arbeiten und viele unerzählte Geschichte hervorzubringen."

Kultur 2019-11-27 21:05:00