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Ausgrabungen in Guatemala: Maya-Stadt Witzna brannte bei heftigem Feuer zur Blütezeit der Kultur nieder

Baku, 7. August, AZERTAC

Bereits zur Hochphase ihrer Kultur bekriegten sich rivalisierende Gruppen der Maya mit großer Brutalität. Eine neue Studie legt nahe, dass die Geschichte über den Niedergang des Reichs korrigiert werden muss.
Als die Blütezeit der Maya-Kultur ihrem Ende entgegenging, eskalierten Rivalitäten und Kriege zwischen verfeindeten Gruppen, sodass schließlich das Reich zwischen Südmexiko und Honduras auseinanderfiel - so zumindest die Theorie. Doch wie sich nun zeigt, gingen die Maya schon zu ihrer Blütezeit äußert rabiat miteinander um.
Dies belegen Untersuchungen von Geoarchäologen, die dokumentiert haben, wie die Stadt Witzna im Norden von Guatemala auf dem Höhepunkt der Zivilisation um das Jahr 700 nach einem Angriff niederbrannte, wie AZERTAC unter Berufung auf ausländische Medien berichtet.
Bislang gingen Forscher davon aus, dass die Kriege zwischen den Maya-Stadtstaaten vor allem dazu dienten, adelige Gefangene zu erbeuten oder Tribute einzutreiben, während wirtschaftliche Strukturen intakt blieben. Erst in der Endphase der Maya, ab etwa 800 nach Christus, hätten Kriege darauf abgezielt, Städte völlig zu zerstören, und damit den Untergang der Kultur beschleunigt.
Die neue Studie zeichnet ein anderes Bild. "Die Theorie, dass die extreme Kriegführung ein wichtiger Faktor beim Kollaps der Maya-Gesellschaft war, ist nicht mehr haltbar", sagt Francisco Estrada-Belli von der Tulane University in New Orleans.
Heftigstes Großfeuer der vergangenen 1700 Jahre - Die Forscher haben Inschriften in einer Stele untersucht, die sich in der 32 Kilometer südlich von Witzna gelegenen Maya-Stadt Naranjo befindet. Der Text nennt mehrere Feldzüge gegen benachbarte Städte binnen weniger Jahre. Die Stadt Bahlam Jol - ein anderer Name für Witzna - hat demnach am 21. Mai 697 zum zweiten Mal gebrannt. Das gleiche Schicksal ereilte zu jener Zeit vier andere Städte.
Wie stark die Stadt dabei zerstört wurde, ermittelten die Forscher mithilfe alter Sedimente aus einem bei Witzna gelegenen See. Bohrkerne von dort zeigen, welche Stoffe sich über einen Zeitraum von 1700 Jahren in der Region abgelagert haben. In ihnen fanden die Forscher auch eine fünf Zentimeter dicke Kohleschicht, die bis zu 7,5 Zentimeter große, verkohlte Stücke enthält.
"Die Daten zeugen von einem heftigen Brand im Einzugsgebiet des Sees im letzten Jahrzehnt des siebten Jahrhunderts", schreibt das Team im Fachblatt "Nature Human Behaviour". Bei dem Brand in Witzna könnte es sich demnach um das heftigste Großfeuer der Region in den vergangenen 1700 Jahren gehandelt haben.
Ergänzend zeigen Ausgrabungen, dass sämtliche Gebäude der Stadt - einschließlich des Königspalasts - zwischen den Jahren 650 und 800 zerstört wurden. Nach dem Feuer fanden die Forscher zudem deutlich weniger Erdablagerungen in den Bohrkernen als davor. Das deute darauf hin, dass der Krieg auch die Landwirtschaft - und damit die Zivilbevölkerung - stark in Mitleidenschaft gezogen hat.
Der Königspalast wurde wiederaufgebaut - Witzna erholte sich nach dem Großbrand allerdings wieder und bestand noch mindestens für hundert weitere Jahre: Der Königspalast wurde wiederaufgebaut und mindestens zwei neue Stellen wurden errichtet. Auch eine örtliche Siedlung überlebte. Landwirtschaft wurde dort noch bis zum Jahr 1000 betrieben, allerdings in deutlich kleinerem Rahmen als zuvor.
"Die Belege zeigen, dass die Maya zu einer Zeit zerstörerische Kriege führten, die als Höhepunkt des Wohlstands und der künstlerischen Raffinesse gilt", schreibt das Team.
Dass Maya-Städte bei Kriegen in der Spätphase der Hochkultur zerstört wurden, ist seit vielen Jahren bekannt. Belege fanden Forscher bei Ausgrabungen in den Orten Dos Pilas, Aguateca und Cancuen, die ebenso wie die berühmte Maya-Metropole Tikal im Tiefland von Guatemala liegen.

Wissenschaft und bildung 2019-08-07 20:26:00