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Verschmutzung in Thailand: Kunststoffmüll wird sogar aus dem Ausland importiert

Baku, 2. März, AZERTAC

Wenn man in Thailand einen Kaffee bestellt, dann sieht das so aus: Der Cappuccino wird im Einwegbecher gereicht, darum eine Plastikmanschette, damit man sich nicht die Finger verbrennt; das Ganze kommt in eine Plastiktüte, damit beim Transport nichts ausläuft. Die wiederum wird in eine größere Henkeltasche gesteckt, inklusive Plastikstrohhalm. Die Henkeltasche, ebenfalls aus Plastik, kann man dann außen an den Lenker des Motorrollers hängen und ins Büro fahren.
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Thailand ist ein Plastikparadies – oder eher: eine Plastikhölle. Das südostasiatische Land gehört zu den größten Verbrauchern von Plastik weltweit. Bis zu 3000 Einwegtüten verwendet eine Thailänderin oder ein Thailänder im Jahr. Die Plastiktüte ist in Thailand ein zentrales Mittel, um den Alltag zu organisieren.
Im Supermarkt werden Äpfel, Avocados, Bananen einzeln in Plastikfolie gewickelt. Brot kommt erst in die Papier-, dann in die Plastiktasche. Wer Joghurt kauft, bekommt ungefragt kleine Plastiklöffelchen dazu. Wer sich Supermarktbestellungen nach Hause liefern lässt, sitzt hinterher auf einem riesigen Wust Plastikverpackung. Auf dem Markt füllen Frauen grünes Curry, Hühnersuppen, milchige Süßspeisen gekonnt in Plastiktütchen ab.
„Wir Thais lieben Plastiksachen, wir sind verrückt danach. Ich glaube, für uns ist es ein Zeichen von Zivilisation, von Fortschritt und Hygiene“, sagt Chompupischaya Saiboonyadis, die alle Sa nennen. „Plastik ist so praktisch, so billig!“ Sa ist 23 Jahre alt, studiert Wirtschaft und gehört zu den Vertreterinnen einer jungen Generation von Thais, die genau dieses alte Denken ändern wollen – und für eine saubere Heimat kämpfen.
Thailand galt lange als »die Müllkippe der Welt«. Zusätzlich zum eigenen Verbrauch importiert es Müll aus westlichen Industriestaaten, wurde zum Großabnehmer, nachdem China 2018 quasi über Nacht den Import von Plastik- und Elektroschrott gestoppt hatte. Plastik aus den USA, Japan oder Europa verschmutzte fortan die Küsten. Immerhin damit soll jetzt Schluss sein: Ab 2025 will Thailand keinen Plastikschrott aus anderen Ländern mehr annehmen.
„Das ist ein wichtiger Schritt“, sagt die Studentin Sa. „Aber wir müssen vor allem bei den Leuten ein Bewusstsein dafür schaffen, dass Plastik ein Problem ist.“ Das ist gar nicht so einfach. Selbst Sas Freunde schauen sie oft noch schräg an, wenn sie auf der Straße mal wieder Müll aufsammelt. „In der Schule lernen wir jungen Thais kaum irgendetwas zum Thema Umweltverschmutzung“, erklärt sie bei einem Zoom-Call. „Dabei hat das Problem nichts Abstraktes, es betrifft uns alle.“
Sa tritt inzwischen bei Podiumsdiskussionen auf, versucht mit Gleichgesinnten auf der Straße und in Workshops darüber zu sprechen, wie die thailändische Gesellschaft mit ihrem Plastikkonsum die Natur schädigt. Sie nutzten die sozialen Medien, um auf ihr Anliegen aufmerksam zu machen – und entwickeln Ideen, wie sich etwa die Verpackungen von Damenbinden als kleine Täschchen wiederverwenden lassen oder wie man dort zumindest Botschaften zum Plastikmüll unterbringen kann. »Denn die wenigsten wissen, wie Recycling oder Mülltrennung funktionieren“, sagt sie.
Nach Angaben des Pollution Control Departments wurden in Thailand innerhalb der vergangenen zehn Jahre jährlich bis zu zwei Millionen

Gesellschaft 2024-03-02 17:48:00