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Weltweit leiden 800 Millionen Menschen unter chronischem Hunger

Baku, 14. November, AZERTAC

Alle dreizehn Sekunden stirbt ein Kind unter fünf Jahren an den Folgen von Hunger. Weltweit leiden bis zu 828 Millionen Menschen unter chronischem Hunger. Das entsprach rund 9 % der Weltbevölkerung. 93 % der betroffenen Menschen lebten in Asien und Afrika.
Das Wirkungsgefüge Hunger ist komplex, die Gründe für Hunger vielseitig. Die ländliche Entwicklung wurde jahrzehntelang ignoriert. Besonders schlimm ist die Lage auf dem Land, denn dort leben drei Viertel aller Hungernden. Fast alle produzieren selbst Nahrung. Als Kleinbäuer*innen bewirtschaften sie im Durchschnitt nur 1,6 Hektar, das entspricht etwa zwei Fußballfeldern. Immer weniger Weideflächen stehe für die Viehhaltung zur Verfügung. Indigene Bevölkerungsgruppen, die sich traditionell von Waldfrüchten und anderen Wildpflanzen ernähren, werden zunehmend von ihrem Land vertrieben. Auch Landlose, die zu niedrigen Löhnen als Tagelöhner arbeiten, sind stark von Hunger bedroht.
Kinder hungern besonders. In traditionellen Gesellschaften leiden sie schwer unter den Folgen struktureller Ungleichheiten. Frauen haben kaum Zugang zu Bildung und Möglichkeiten, ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Meist fehlen ihnen eigene Ressourcen wie Land oder Kapital. Gleichzeitig kämpfen sie häufig mit der Doppelbelastung von Feldarbeit und Kindererziehung. Als Folge erhalten viele Kinder zu wenig Fürsorge und unzureichende Nahrung. Durch akuten Nahrungsmangel und Unwissen über Ernährungs- und Hygienefragen steigt dieses Risiko.
Der Welthunger-Index (WHI) gibt ein sehr genaues Bild der Welternährung und des Hungers wieder. Dafür misst er anhand von vier Indikatoren den Ernährungszustand der Bevölkerung. Er wird seit mehr als zehn Jahren von der Welthungerhilfe gemeinsam Partnern herausgegeben.
Brennpunkte des Hungers liegen in Afrika südlich der Sahara und in Südasien. Gemäß dem Welthunger-Index 2023 ist die Hungerlage in sechs Ländern sehr ernst: Zentralafrikanische Republik, Demokratische Republik Kongo, Lesotho, Madagaskar, Niger und Jemen. In einigen Ländern liegen nicht ausreichend Daten vor, um einen individuellen WHI-Wert zu berechnen. Doch auf Basis anderer Daten wurde die Situation in drei Ländern vorläufig als sehr ernst eingestuft, und zwar in Burundi, Somalia und dem Südsudan.
Die Ursachen von Hunger und Mangelernährung sind vielfältig. Die Agenda 2030 zeigt den Weg in eine gerechte Welt. Die Welthungerhilfe konzentriert sich dabei auf ihr Kernthema Ernährungssicherung.
Naturkatastrophen: Wetterextreme haben seit jeher zu Hungerkrisen geführt. Dürren oder Überschwemmungen zerstören Ernten. Mit dem Klimawandel nehmen extreme Wetterereignisse zu. Dürren in mehreren aufeinander folgenden Jahren schwächen die Widerstandskraft (Resilienz) der Bevölkerung. Sie müssen ihre Vorräte an Saatgut aufbrauchen oder Vieh schlachten.
Hunger ist vor allem eine Folge von Armut. Wer arm ist, hat zu wenig Geld für Essen, kann aber auch nicht genug für die eigene Gesundheit sorgen und in die Bildung der Kinder investieren. Frauen sind meist besonders benachteiligt. Nur eine nachhaltige und resiliente Landwirtschaft kann den Teufelskreis von Armut und Hunger überwinden.
Kriege gefährden die Ernährungs¬situation der Bevölkerung - vor allem dann, wenn Hunger bewusst als Kriegswaffe eingesetzt wird.
Kriege und Konflikte: Aufgrund bewaffneter Auseinandersetzungen müssen Menschen fliehen. Sie werden auch als Kriegsflüchtlinge bezeichnet. Sie sind nicht mehr in der Lage, ihre Felder zu bestellen. Häufig verlieren sie ihr gesamtes Hab und Gut. Straßen und landwirtschaftliche Infrastruktur wie Bewässerungsanlagen werden zerstört. Durch die eingeschränkte Sicherheit leidet auch der Handel, Nahrungsmittel werden rar und teuer.
Die Agenda 2030 ruft uns dazu auf, niemanden zurückzulassen. Trotzdem verschärft sich die Ungleichheit zwischen Arm und Reich, sowohl global als auch innerhalb der einzelnen Länder. Ein Prozent der Weltbevölkerung besitzt fast die Hälfte des Weltvermögens. Die „untere Milliarde“ der Armen und Hungernden hat kaum eine Chance, sich aus ihrer Misere zu befreien. Der Food Security Standard (FSS) soll die Ernährungssicherheit durch mehr Gerechtigkeit weltweit überwachen.

 

Gesellschaft 2023-11-14 19:42:00