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WHO erteilt Notfallzulassung für Coronaimpfstoff von Sinopharm

Baku, 7. Mai, AZERTAC
Millionen Dosen könnten schon bald im Rahmen der Uno-Programme an ärmere Länder gehen: Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat für einen Coronaimpfstoff des chinesischen Pharmakonzerns Sinopharm eine Notfallzulassung ausgestellt. Durch die Entscheidung könnten die Vakzine in den kommenden Wochen oder Monaten in das Covax-Programm aufgenommen und über Unicef oder WHO-Regionalbüros verteilt werden. China hat dem Impfprogramm, auf das sich viele ärmere Länder verlassen, bereits im Februar zehn Millionen Dosen versprochen.
Sinopharm hatte bisher nur sehr wenige Daten zu seinen insgesamt zwei verschiedenen Coronaimpfstoffen veröffentlicht – abgesehen von Angaben zum Schutzumfang durch die Vakzine. Sie sollen eine Wirksamkeit von rund 79,3 beziehungsweise 72,5 Prozent haben. Zum Vergleich: Die in der Europäischen Union zugelassenen Covid-19-Impfstoffe bieten allesamt einen nahezu hundertprozentigen Schutz vor schweren Erkrankungen.
Sinopharm soll teurer als Biontech sein - Die Sinopharm-Impfstoffe wurden vom Pekinger Beijing Institute of Biological Products sowie vom Wuhan Institute of Biological Products entwickelt. Der Pekinger Impfstoff erhielt nun die Notfallzulassung. »Damit ist es der sechste Impfstoff, der von der WHO auf Sicherheit, Wirksamkeit und Qualität geprüft wurde«, sagte WHO-Generaldirektor Tedros Adhahom Ghebreysus. Der unabhängige Beraterstab SAGE habe den Impfstoff für Menschen über 18 Jahre freigegeben, sagte Tedros. Es seien zwei Dosen für den vollen Impfschutz nötig.
Für die EU, die USA und andere Länder mit Regulierungsbehörden hat die Notfallzulassung der WHO keine Bedeutung. Sie prüfen Wirkstoffe selbst und entscheiden über eine Zulassung. Aber Länder, die keine Kapazitäten für eigene wissenschaftlichen Prüfungen haben, nutzen die WHO-Qualitätsprüfung als Grundlage für ihre eigene Zulassung.
Für die Notfallzulassung prüfen WHO-Experten Sicherheit und Wirksamkeit unter anderem mithilfe der eingereichten Phase-II- und Phase III-Studien. Sie inspizieren auch den Herstellungsprozess und die Risikovorkehrungen. Die Firmen verpflichten sich, weiterhin alle relevanten Daten an die WHO zu liefern.
China hat nach offiziellen Angaben bereits mehr als 200 Millionen Dosen Impfstoffe im eigenen Land verabreicht, von Sinopharm, Sinovac und anderen heimischen Herstellern. Mehr als hundert Millionen Dosen seien ins Ausland geliefert worden. Genannt werden rund 80 Länder und drei internationale Organisationen. Peking machte keine Angaben darüber, ob der Impfstoff gratis oder zu reduzierten Preisen abgegeben wurde.
Wie die meisten Hersteller nennt auch Sinopharm selbst keine Preise. Die werden je nach Mengenabnahme und Empfänger individuell ausgehandelt. Das Gesundheitsportal der renommierten Genfer Universität Graduate Institute nennt in einer Tabelle mit Schätzungen, die auf abgeschlossenen Verträgen basieren, zwischen 18,55 und fast 35,72 Dollar pro Dosis des Impfstoffs von Sinopharm. Damit wäre er teurer als der von Biontech/Pfizer, der in der Tabelle mit 6,75 und 23,50 Dollar (19,50 Euro) angegeben ist.
Wie bei den anderen Impfstoffen können auch bei einer Impfung mit dem Mittel von Sinopharm leichte Nebenwirkungen auftreten, etwa dass Geimpfte sich schlapp fühlen.

Welt 2021-05-07 22:20:00