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Klimawandel bedroht Gletscher im Himalaya

Baku, 21. Juni, AZERTAC

Einer aktuellen Studie zufolge ist die Zukunft der Himalayagletscher düster: Sie schwinden immer schneller. Zuletzt schmolzen demnach jährlich durchschnittlich acht Milliarden Tonnen Eis. In weiten Teilen Asiens sei die Wasserversorgung gefährdet, warnen Wissenschaftler. Rund 800 Millionen Menschen sind davon betroffen. Wie stark sich die Region verändert hat, zeigen jahrzehntealte Fotos von US-Spionagesatelliten.
Ein Viertel des Himalaya-Eises könnte in den vergangenen fünf Jahrzehnten verschwunden sein, schätzt Joshua Maurer von der Columbia University. Seine Analyse im Fachblatt "Science Advances" zeigt, dass die Gletscher in der Region seit 2000 jährlich im Schnitt 43 Zentimeter dünner geworden sind. In den Jahrzehnten zuvor war der Wert nur halb so groß. "Dies ist das bislang klarste Bild, wie schnell die Himalayagletscher schmelzen und warum", so Maurer.
Derzeit umfasst der Eisschild des Himalaya rund 600 Milliarden Tonnen, sein Schwinden ist seit Längerem Gegenstand von Untersuchungen. Allerdings beschränkten sich diese meist auf kürzere Zeiträume oder nur einzelne Gletscher und führten teils auch zu widersprüchlichen Ergebnissen. Die neue Studie erfasst nun Daten von 650 Gletschern der gesamten Großregion und reicht von den Beobachtungen der Spionagesatelliten vom Typ Big Bird aus den Siebzigerjahren bis zur Gegenwart.
Rückgang um bis zu fünf Meter pro Jahr - Das genaue Ausmaß des Eisschwundes ist sehr unterschiedlich: Generell konzentriere er sich eher auf niedrigere Lagen, dort konstatieren die Autoren sogar Verluste von bis zu fünf Metern pro Jahr. Der Gletscherschwund im Himalaya erinnere an den viel genauer untersuchten Eisverlust in den Alpen, so die Wissenschaftler. Zwar schmelze der Himalaya nicht so schnell wie die Alpen, aber die allgemeine Entwicklung sei durchaus ähnlich.
Eine kürzlich erschienene Publikation hatte bereits ergeben, dass rund 800 Millionen Menschen zumindest teilweise auf die Himalayagletscher angewiesen sind. Der Süßwasserkreislauf in vielen asiatischen Ländern wird vom Schmelzwasser aus den Gletschern des Himalaya gespeist.
n diesen Ländern hängt sowohl die Versorgung mit Trinkwasser als auch die landwirtschaftliche Bewässerung an den Schmelzwasserströmen der Gletscher. Vielerorts wird das Wasser zudem genutzt, um Strom aus Wasserkraft zu gewinnen. Sollten die Gletscher also weiter in ähnlich schnellem Maße abschmelzen, würde auch die Menge des Schmelzwassers abnehmen.
Wasserversorgung gefährdet - Der Zugang zum Schmelzwasser der Himalayagletscher stabilisiere ganze Gesellschaften, warnen die Forscher. Sollten die Gletscher weiter an Masse verlieren, könnten die Menschen künftigen auch Dürren nur noch wenig entgegensetzen.
Schon heute gingen vom vielen Schmelzwasser Gefahren aus, so die Forscher weiter. In vielen Hochgebirgslagen könnten Schmelzwasserseen überlaufen und hangabwärts menschliche Siedlungen überschwemmen.
Verantwortlich für das Abschmelzen der Gletscher machen die Wissenschaftler steigende Temperaturen. In den Jahren seit dem Jahrtausendwechsel lagen die Werte in den betreffenden Gebieten durchschnittlich um ein Grad Celsius über dem Zeitraum von 1970 bis 2000.
"Wir sehen erstmals auf dieser langen Zeitbasis, dass das Abschmelzen sich in jüngerer Zeit deutlich beschleunigt hat", sagt Dirk Scherler vom Deutschen Geoforschungszentrum GFZ in Potsdam, der nicht an der Studie beteiligt war. Etienne Berthier vom Labor für Geophysik LEGOS in Toulouse ergänzt: "Die Studie zeigt, wie gefährdet der Himalaya ist, wenn sich der Klimawandel in den kommenden Jahrzehnten in gleichem Tempo fortsetzt."

Umwelt 2019-06-21 20:23:00