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Im Eis der Arktis entdecken Wissenschaftler seltsame Öffnungen

Baku, 27. April, AZERTAC
Bei Erkundungsflügen in der Arktis haben Wissenschaftler eine seltsame Entdeckung gemacht: Als sie am 14. April rund 80 Kilometer nordwestlich des kanadischen Mackenzie-Flussdeltas in der östlichen Beaufortsee unterwegs waren, beobachteten sie seltsame ovale Formationen mit je einem Loch im Meereis.
"Ich kann mich nicht erinnern, so etwas schon mal gesehen zu haben", berichtete Arktisforscher John Sonntag, der die Löcher fotografiert hatte, anschließend. Eigentlich war das Ziel der Forscher, den Zustand des Meereises in der Region zu dokumentieren.
Woher die Löcher kommen, konnten die Forscher zunächst nicht erklären. Die Nasa ließ deshalb sogar Internetnutzer über die Herkunft spekulieren. Inzwischen gibt es immerhin zumindest zwei plausible Theorien.
Handelt es sich um Robbenlöcher? - So vermuten einige Wissenschaftler, dass Tiere die Strukturen geschaffen haben. So könnten etwa Seehunde oder andere große Meeressäuger die offenen Stellen als Atemlöcher nutzen. Von Ringelrobben und Sattelrobben weiß man, dass sie sich beim Tauchen unterm Eis Möglichkeiten zum Luftholen schaffen. Spekuliert wird auch, ob Wale die Unebenheiten ins Eis gebrochen haben könnten.
"Die Ringe um die Löcher herum könnten durch Wellen entstanden sein, als die Robben aus dem Wasser sprangen", sagt Walt Meier vom National Snow and Ice Data Center in den USA. Sicher ist aber auch er sich nicht.
Ähnliche Phänomene in der Barentssee - Lars Kaleschke, Meereisexperte der Universität Hamburg, berichtet, Kollegen hätten ihm nach einer Expedition in die arktische Barentssee im März 2014 von ähnlichen Erscheinungen berichtet. Fast kreisrunde Löcher mit einem Durchmesser von bis zu zwei Metern hätten die Forscher damals gesehen. Von Robben stammten sie aber wohl eher nicht.
Kaleschke erinnern die Löcher ein wenig an Erscheinungen, die mitunter auf eisbedeckten Seen zu finden sind. Dort stammten die Löcher allerdings von Methanquellen. Letztlich ist aber auch das reine Spekulation: "Bezüglich der Löcher kann ich nur sagen: Ich weiß es nicht!", schreibt Kaleschke.
Auch Chris Polashenski vom Cold Regions Research and Engineering Laboratory des US-Militärs kommen die Löcher bekannt vor. Er hält die Robbentheorie für ähnlich wahrscheinlich wie die Idee, dass die Strukturen durch warme Strömungen entstanden sind.
Wellenförmige Zeichnungen auf der Oberfläche - "Das Wasser in dem fotografierten Gebiet ist eher flach. Es ist also gut möglich, dass schlicht warme unterirdische Quellen oder ein Leck, durch das Grundwasserströme ins Meer fließen, für die Formen verantwortlich sind", sagt auch Chris Shuman, Glaziologie der University of Maryland und Mitarbeiter des Goddard Space Flight Center der Nasa. Er kann sich auch vorstellen, dass vom Wind angetriebene Strömungen mit wärmerem Wasser an den fraglichen Stellen an die Oberfläche drängen.
Besser als die Löcher im Eis können sich die Forscher die wellenförmigen Zeichnungen auf der Oberfläche erklären. Das Eis auf dem Foto sei recht jung und in einem Gebiet gewachsen, auf dem es zuvor offenes Wasser gab, berichtet die Nasa. "Das Eis ist wahrscheinlich dünn, weich und breiig, gewissermaßen biegsam", sagt Don Perovich, Geophysiker am Dartmouth College. "Das kann man an den wellenähnlichen Formationen erkennen."
Die hellere Eisschneise am rechten Bildrand könnte durch Bewegungen des Eises von links nach rechts entstanden sein, glaubt Perovich. Solche Formen entstünden, wenn zwei dünne Eisschichten aufeinandertreffen. Dadurch schlidderten Eisblöcke über- und untereinander, und es entstehe eine Struktur, die an einen Reisverschluss oder ineinander fassende Finger erinnere.

Technologie 2018-04-27 21:09:00