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Flug MH370 zählt zu großen Rätseln der Luftfahrt

Baku, 20. Juli, AZERTAC

Jeder Flecken der Erde scheint uns bekannt. Mit Satellitenbildern können wir in feinstem Detail noch abgelegenste Winkel unseres Planeten vom Schreibtisch aus besuchen. Doch der Eindruck täuscht. Gerade über die Meere der Erde wissen wir Menschen immer noch sehr wenig, vor allem über die Tiefsee.
Manchmal braucht es Zufälle, damit sich das - zumindest in Teilen - ändert. Die Suche nach der seit mehr als drei Jahren vermissten Passagiermaschine MH370 scheint genau so ein Zufall zu sein, auch wenn es ein trauriger ist.
Die Boeing 777 auf dem Weg von Kuala Lumpur nach Peking ist bis heute verschollen - aber bei der Suche nach ihr haben Forscher quasi als Beifang eine Fülle von Informationen über den Meeresboden vor Australien bekommen. Der abgelegene Teil des Indischen Ozeans, in dem die Suche stattfand, ist zu einer der weltweit am besten kartografierten Gegenden der Tiefsee geworden.
Dabei seien zum Beispiel Vulkane, 1200 Meter tiefe Täler und 1500 Meter hohe, schroffe Bergkämme in ungekannter Präzision kartiert worden, teilten australische Wissenschaftler nun mit. Die Forscher erhoffen sich von den Karten vom Meeresgrund neue Erkenntnisse über die Ozeane. "Bislang wurden nur schätzungsweise zehn bis 15 Prozent der Ozeane mit der Art von Technologie erforscht, die bei der Suche nach MH370 zum Einsatz kam", sagte Stuart Minchin von der Forschungsanstalt Geoscience Australia.
Zweites Paket Mitte des kommenden Jahres - Die neuen Aufnahmen des Meeresgrundes seien 15 mal besser aufgelöst als bisheriges Material, so die Forscher. Über ein spezielles Portal hat Geoscience Australia einen Teil der Daten nun öffentlich zugänglich gemacht. Ein zweites Paket soll Mitte des kommenden Jahres veröffentlicht werden.
Neben Wissenschaftlern könnten sich auch kommerzielle Fischer für die Daten interessieren, vermutet Charitha Pattiaratchi von der University of Western Australia. Immerhin ließen sich mit Hilfe der neuen Informationen interessante Tiefseeberge identifizieren. Weil im Wasser in deren Umgebung viel Plankton zu finden sei, würden sich zum Beispiel Thunfisch, Riesen-Antarktisdorsch, Granatbarsch oder Dickkopf-Stachelmakrele gern dort aufhalten.
Die Malaysia-Airlines-Maschine mit 239 Menschen an Bord war im März 2014 verschwunden. Australien, Malaysia und China leiteten die teuerste Tiefsee-Suche aller Zeiten ein, die aber im Januar vorläufig eingestellt wurde. Das Suchgebiet umfasste eine Gegend von 120.000 Quadratkilometern - ein Gebiet, das etwas kleiner als England ist. Bei der Suche wurden zwei Schiffswracks entdeckt, aber keine Spur des verschwundenen Flugzeugs.
Beteiligte an der Suche gehen inzwischen davon aus, dass MH370 wahrscheinlich weiter nördlich von dem Suchgebiet zu finden ist. Auf diese Möglichkeit hatten zuvor schon deutsche Meeresforscher hingewiesen.
Drei Wrackteile der Maschine wurden an Küsten im westlichen Indischen Ozean angespült. Das Verschwinden der Maschine gilt als eines der größten Rätsel der zivilen Luftfahrt. Die Spekulationen reichen von einer Entführung über ein Manöver des Piloten bis zu technischem Versagen. Bewiesen werden konnte bislang nichts.

Technologie 2017-07-20 20:25:00