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Frösche können Substanzen mit besonderes gefährlichen Eigenschaften herstellen

Baku, 20. April, AZERTAC 

Einige Froscharten können Substanzen mit besonderes gefährlichen Eigenschaften herstellen. Dass wissen auch manche indigene Völker Südamerikas, die aus Sekreten von Baumsteigerfröschen Pfeilgifte für die Jagd herstellt. Doch auch die Wissenschaft interessiert sich schon länger für Froschsekrete - schließlich hat manches Abwehrgift von Tieren auch nützliche Effekte für den menschlichen Organismus.
Einen ähnlichen Effekt haben Forscher aus Indien nun bei einer nur dort heimischen Art entdeckt. Das Team um David Holthausen vom Rajiv Gandhi Center for Biotechnology im Bundesstaat Kerala untersuchte für eine Studie das Sekret von Hydrophylax bahuvistara, einer etwa tennisballgroßen Froschart, die nur im Süden Indiens vorkommt. Das Tier war erstmals 2015 wissenschaftlich beschrieben worden.
Wie die Forscher nachweisen konnten, beinhaltet das Sekret ein bestimmtes Peptid, das Grippeviren unschädlich machen kann. Zumindest in Versuchen mit Labormäusen hatten die Forscher erfolgreich dutzende Virenstämme ausgeschaltet und die Mäuse so auch vor tödlichen Varianten geschützt. Das Froschpeptid bindet offenbar ein virales Oberflächenprotein, das in vielen Grippestämmen vorkommt, schrieben die Forscher in der Fachzeitschrift "Immunity". So wird verhindert, dass das Virus in die Zellen gelangt. Anschließend wird es getötet.
Wegen seiner aggressiven Wirkungsweise haben Holthausen und Kollegen das neu entdeckte Peptid Urumin genannt. So heißt eine in Indien gefürchtete traditionelle Waffe, die ursprünglich aus derselben Region wie der Frosch kommt. Dabei handelt es sich um eine Mischung aus Peitsche und Schwert. Doch statt aus Leder sind beim Urumin die Riemen aus flexiblem, sehr dünnem Metall.
Nahezu alle Tiere bilden in ihrem Immunsystem bestimmte Peptide als Teil der körpereigenen Abwehr. Doch Frösche sind dabei besonders in den Fokus der Wissenschaft gerückt - das liegt auch daran, dass die Abwehrstoffe leicht aus dem Sekret der Amphibien isoliert werden können. Schon durch leichte elektrische Reizungen wird der Produktionsmechanismus bei Fröschen angeregt und das Sekret kann anschließend leicht von der Hautoberfläche aufgelesen werden.
Für die aktuelle Studie hatten die Forscher 32 Peptide von unterschiedlichen Fröschen auf ihre Wirkung gegen Influenza-Stämme getestet. Dabei entdeckten sie zunächst vier wirksame Stoffe, drei davon stellten sich im Kontakt mit menschlichen Blutzellen als toxisch heraus.
Weiter Weg bis zum Medikament - "Dennoch war ich von dem Ergebnis total überrascht", sagte Joshy Jacob, einer der Ko-Autoren der Studie. "Bei der Entwicklung von neuen Wirkstoffen muss man oft Tausende, vielleicht sogar Millionen unterschiedliche Substanzen testen. Und wir hatten vier Treffer bei nur 32 untersuchten Stoffen."
Allerdings betonen selbst die Forscher, dass ihr Fund noch weit davon entfernt ist, die Grundlage für ein Grippeschutzmittel zu liefern. Dafür müssten noch viele weitere Test durchgeführt werden. Noch wirkt die Substanz lediglich bei Mäusen unter Laborbedingungen - die meisten Entdeckungen stellen sich aber im . Doch die Arbeit zeigt, dass in der systematischen Erforschung solcher tierischer Substanzen großes Potenzial schlummern könnte.
Weltweit gibt es mehr als 6000 verschiedene Froscharten. Zudem werden regelmäßig neue entdeckt, darunter auch ungewöhnliche. So hatten Froschforscher 2015 in Costa Rica eine Art entdeckt, die wie Kermit aus der "Muppet-Show" aussieht. Und 2014 wurde sogar mitten in New York City eine Froschart gefunden.

Technologie 2017-04-20 20:24:00