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Intel verschiebt Bau von Chipfabrik in Magdeburg

Baku, 17. September, AZERTAC
Der Chipkonzern Intel legt den Bau eines Werks in Magdeburg auf Eis. Das Projekt werde voraussichtlich um zwei Jahre verzögert, teilte Firmenchef Pat Gelsinger mit. Intel kämpft mit Verlusten und hat ein Sparprogramm eingeleitet.
Seit Wochen kursierten Berichte, nach denen Intel wegen interner Schwierigkeiten seine Pläne für die Investition von rund 30 Milliarden Euro in Magdeburg ändern könnte. Die Bundesregierung will die Ansiedlung eigentlich mit bis zu zehn Milliarden Euro fördern, davon waren offenbar allein in diesem Jahr vier Milliarden vorgesehen. Unmittelbar nach der Ankündigung des vorübergehenden Projektstopps ist in der Ampelkoalition nun ein Streit über die jetzige Verwendung der Gelder entbrannt.
Finanzminister Christian Lindner (FDP) will die zunächst nicht benötigten Subventionen nutzen, um die Löcher im Haushalt zu stopfen. Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) will genau dies verhindern und die Mittel im Klimafonds KTF halten. „Alle nicht für Intel benötigten Mittel müssten zur Reduzierung offener Finanzfragen im Bundeshaushalt reserviert werden“, schrieb Lindner auf dem Kurznachrichtendienst X. „Alles andere wäre keine verantwortungsbewusste Politik.“
„Wir werden jetzt gemeinsam beraten, wie wir mit nicht genutzten Mitteln sinnvoll und sorgsam umgehen und sie zum Wohle des Landes einsetzen“, sagte wiederum Habeck. Im Umfeld seines Ministeriums hieß es, die Gelder müssten im KTF bleiben und könnten nicht für den Kernhaushalt verwendet werden. Aus dem KTF werden zahlreiche Klimaprojekte finanziert, die für die Grünen besonders wichtig sind.
Hintergrund des Baustopps ist die wirtschaftlich schlechte Lage bei Intel. Im vergangenen Quartal fuhr der Konzern einen Milliardenverlust ein, Analysten rechnen damit, dass das Unternehmen auch im kommenden Jahr rote Zahlen schreiben wird. Konzernchef Gelsinger kündigte deshalb Anfang August den Abbau von rund 15.000 Arbeitsplätzen an. Das sind etwa 15 Prozent der Belegschaft. Insgesamt will er zum kommenden Jahr mehr als zehn Milliarden Dollar einsparen. Und setzt den Rotstift offenbar auch bei der geplanten Megafab in Magdeburg an. Gelsinger kündigte jetzt in einem Schreiben an seine Belegschaft an, das Projekt „aufgrund der erwarteten Marktnachfrage“ um etwa zwei Jahre zu verschieben.
Neben Magdeburg wird auch das Projekt für eine geplante Chipfabrik in Polen vorerst auf Eis gelegt. „Vor Kurzem haben wir unsere Kapazitäten in Europa durch unsere Produktionsstätte in Irland erhöht, die auf absehbare Zeit unser wichtigstes europäisches Drehkreuz bleiben wird“, so Gelsinger.
Die Landesregierung von Sachsen-Anhalt hat sich bereits für den Fall vorbereitet, dass der geplante Bau einer gigantischen Chipfabrik des US-Konzerns Intel bei Magdeburg scheitert. »In diesem Szenario ist die Vermarktung der Flächen an alternative Industrie- und Gewerbeunternehmen vorgesehen«, hieß es im August in der Antwort der Landesregierung auf eine Große Anfrage der Linksfraktion im Landtag. Ob und welche Pläne die Regierung für eine vorübergehende Pausierung der Baupläne hat, ist unklar.
Eine erste Baugenehmigung für die Fabriken in Magdeburg war vor einigen Wochen bereits erteilt worden. Dem war eine mehrmonatige Prüfung eines rund 2000-seitigen Bauantrages und eines Anhörungsverfahrens von Verbänden und Kommunen vorausgegangen.
Intel hat in den vergangenen Jahren den Boom bei künstlicher Intelligenz (KI) verschlafen. Dem Konzern mit Sitz im kalifornischen Santa Clara fehlt es an konkurrenzfähigen Hochleistungschips für diese rechenintensiven Anwendungen. Gleichzeitig schwindet die Nachfrage nach klassischen Prozessoren. Währenddessen bläst Erzrivale AMD mit diversen Übernahmen zum Angriff auf den Weltmarktführer Nvidia.

Welt 2024-09-17 15:43:00