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Uganda: Dreibeiniger Löwe schwimmt Rekordstrecke durch Krokodilkanal

Baku, 12. Juli, AZERTAC

Ein Forschungsteam will den wohl widerstandsfähigsten Löwen Afrikas gefunden haben. Der dreibeinige Löwensenior Jacob aus der stark gefährdeten Population im Queen-Elizabeth-Nationalpark in Uganda habe in seinem Leben schon zahlreiche lebensbedrohliche Situationen überstanden – was ihn zu einer lokalen Ikone werden ließ, heißt es in einem Bericht im Fachjournal „Ecology and Evolution“.
„Jacob hat eine unglaubliche Reise hinter sich und ist wirklich eine Katze mit sieben Leben“, sagte Hauptautor Alexander Braczkowski von der Griffith University in Brisbane: „Er wurde von einem Büffel aufgespießt, seine Familie wurde für den Handel mit Löwenkörperteilen vergiftet, er geriet in die Schlinge eines Wilderers und verlor schließlich sein Bein bei einem anderen Wildereiversuch, bei dem er in eine Stahlfalle geriet.“
Besonders beeindruckend sei ein Rekord, den der zehn Jahre alte Jacob nun gemeinsam mit seinem Bruder Tibu aufgestellt hat: die längste von Forschern erfasste Schwimmstrecke eines Löwen. Die beiden Afrikanischen Löwen (Panthera leo) schwammen im Februar einen bis eineinhalb Kilometer weit zur Katunguru-Halbinsel im Kazinga-Kanal. Dieser natürliche Wasserlauf zwischen dem Georgsee und dem Eduardsee beherbergt eine der weltweit dichtesten Populationen von Flusspferden und Nilkrokodilen.
Verfolgung im Kanal - Trotz ihres Rufs als Könige der Tiere sind Löwen in dieser Umgebung eher unterlegen. Sie können wie andere Großkatzen schwimmen, tun das aber normalerweise selten. Aufnahmen einer Wärmebildkamera an einer Drohne zeigen, wie die beiden nachts mehrfach losschwammen und wieder umkehrten, mindestens einmal verfolgt von einem Flusspferd oder Krokodil. Schließlich brachen sie endgültig auf und absolvierten die rekordlange Schwimmstrecke.
Es habe schon zuvor Berichte über schwimmende Löwen gegeben, so das Forschungsteam. Sie seien aber maximal einige Hundert Meter unterwegs gewesen – und in manchen Fällen hätten Krokodile den Badeausflug beendet.
Ein Nilkrokodil könne viermal so viel wiegen wie ein großes Löwenmännchen, das sich beim Schwimmen kaum gegen Attacken wehren könne, heißt es in der Studie. Flusspferde wiederum gelten als eine der gefährlichsten Tierarten in Afrika. Sie sind berüchtigt dafür, äußerst aggressiv auf Störungen zu reagieren.
Gerade erfahrene Löwen wie Jacob und Tibu kennen die von Krokodilen und Flusspferden ausgehende Gefahr gut – warum um alles in der Welt schwammen sie also mitten in der Nacht so weit durch den Kanal?
Liebeskampf in einer halbierten Population – „Es ist wahrscheinlich, dass die Brüder auf der Suche nach Weibchen waren“, erklärte Braczkowski. In den Stunden zuvor hätten sie vergebens mit Rivalen um die Zuneigung eines Weibchens in ihrer Gegend gekämpft – und mit der riskanten Reise womöglich in Kontakt zu Löwinnen auf der anderen Seite des Kanals kommen wollen. Ob es dort tatsächlich zu den ersehnten Liebeleien kam, wird von den Forschenden nicht berichtet.
Löwen sind die zweitgrößten Raubkatzen weltweit nach den Tigern. Männchen sind wesentlich größer und schwerer als Weibchen und werden in der Natur oft etwa acht bis zehn Jahre alt. In Afrika gibt es nach Schätzungen noch etwa 20.000 bis 40.000 Löwen, viele Populationen schwinden. Vom König der Savanne wurde Panthera leo zur bedrohten Art. Ursache ist vor allem der durch den Menschen verursachte Verlust an Lebensraum.
Im Queen-Elizabeth-Nationalpark in Uganda zu überleben sei wegen des menschlichen Siedlungsdrucks und der Wilderei an sich schon eine Leistung, sagte Braczkowski. Die Löwenpopulation dort habe sich zuletzt innerhalb von nur fünf Jahren fast halbiert.

Welt 2024-07-12 13:03:00