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China gelingt historischer Gesteinstransport vom Mond

Baku, 25. Juni, AZERTAC

„The Dark Side of the Moon“ ist der Titel eines 51 Jahre alten Albums der britischen Rockband Pink Floyd, doch bei der „dunklen Seite des Mondes“ handelt es sich um einen Mythos. Es gibt sie gar nicht. Finster war lediglich für viele Jahrtausende das menschliche Verständnis dessen, was auf der erdabgewandten Seite des Mondes – so muss es nämlich richtig heißen – eigentlich los ist.
Das liegt daran, dass wir sie nicht sehen können, wofür ein bemerkenswerter Effekt verantwortlich ist: Der Mond dreht sich um die Erde, außerdem dreht er sich um sich selbst. Und dies tut er genauso schnell, dass von uns aus lediglich eine seiner beiden Seiten zu erkennen ist. Nur sie bestaunen wir – voll, halb oder als Sichel.
Wer wissen will, wie es auf der anderen Seite aussieht, der muss zum Mond fliegen. Erste Fotos von der sowjetischen Sonde „Luna 3“ aus dem Herbst 1959 waren zwar unscharf, aber trotzdem hilfreich: Sie zeigten, dass dunkle Mondbereiche, auf der Mondvorderseite einst von flüssigem Magma gebildet, auf der Rückseite kaum existieren. Die angeblich dunkle Seite des Mondes ist in der Realität also die hellere. Warum das so ist, konnten Fachleute bislang nicht erklären. Gestein von der Rückseite des Mondes konnte noch nie in Laboren auf der Erde untersucht werden. Bis jetzt.
Vermutet wird, dass der einstige Einschlag eines rund 800 Kilometer messenden Himmelskörpers auf der erdzugewandten Seite für die Helligkeitsunterschiede verantwortlich sein könnte. Er prägte demnach auch die Oberfläche der anderen Seite. Das jedenfalls ist das Ergebnis von Computersimulationen eines internationalen Teams, zu dem auch Forschende aus Deutschland gehören. Doch der endgültige Beweis fehlt noch.
Seit dem Beginn des Raumfahrtzeitalters landeten alle Forschungsroboter und alle Raumfahrer, die zum Mond flogen, immer auf seiner Vorderseite – weil sie nur so mit der Erde kommunizieren konnten. Das gesamte von Amerikanern, Sowjets und Chinesen eingesammelte Mondmaterial, fast 400 Kilogramm, stammt von dort.
China gelang mit Kommunikationssatelliten am Mond und autonom agierenden Robotern das Kunststück: Im Januar 2019 setzte die Sonde „Chang’e-4“ als Erste auf der erdabgewandten Seite auf. Und jetzt, noch einmal mehr als fünf Jahre später, hat eine weitere chinesische Sonde, „Chang’e-6“, erstmals Staub und Gestein von dort zur Erde gebracht.

Welt 2024-06-25 16:27:00