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Forscher benennen Dino nach Marvel-Gott Loki

Baku, 24. Juni, AZERTAC
Die künstlerische Rekonstruktion bringt es auf den Punkt: Wenn so ein Tier sich in Stellung brachte, einem möglichen Angreifer die mächtigen Hörner und den Nackenschild entgegenhielt, dann wirkte das wie die ultimative Drohung – greif mich nicht an!
Mit einer Länge von fast sieben Metern und einem Gewicht von fünfeinhalb Tonnen dürfte es vor 78 Millionen Jahren nur wenige Tiere gegeben haben, die das wagten. Ceratopsidae, mächtige, Nashorn-ähnlich gebaute Dinosaurier der späten Kreidezeit, gehörten wohl zu den wehrhaftesten Pflanzenfressern ihrer Zeit. Seit dieser Woche kennt die Welt eine weitere Art dieser variantenreichen Gruppe: Eine Forschergruppe um den Paläontologen Joe Sertich vom Smithsonian Tropical Research Institute und der Colorado State University beschrieb das bereits 2019 gefundene Tier im Fachblatt „PeerJ“.
Mit einem Alter von 78 Millionen Jahren gehörte Lokiceratops zu den frühen großen Vertretern der Gruppe. Wie die meisten dieser Saurier, zu deren gemeinsamen Merkmalen neben Schild und Hörnern verschiedener Anzahl, Form und Größe auch der Papageien-ähnliche Schnabel gehörte, mit denen sie Pflanzen rupften, lebte Lokiceratops in Laramidia. Darunter versteht man den westlichen Teil des in der Kreidezeit noch zweigeteilten nordamerikanischen Kontinents – den Ostkontinent nennt man Apalachia.
Ceratopsidae wie der mächtige Triceratops, ihr bekanntester und wohl auch größter Vertreter, lebten fast ausschließlich auf dem Westkontinent. Und zwar in großer Zahl und Artenvielfalt: Die Gruppe brachte innerhalb weniger Millionen Jahre eine Fülle von Arten hervor, die sich vor allem durch ihren aufwändigen Schild- und Hornapparat unterschieden, wie AZERTAC unter Berufung auf Spiegel berichtete.
Der „Neue“: Sichelhörner am Schildrand - Auch Lokiceratops setzte da auffällige Akzente: Der Nackenschild war von typischer Größe, aber entlang seines gesamten Randes mit rund 20 kleinen Hörnern bewehrt. Die auffälligsten davon standen wie hochgesetzte Augenbrauen am obersten Rand des Schildes und wölbten sich bis zu 61 Zentimeter lang gebogen darüber – sie sind die längsten bisher gefundenen Schildhörner.
Kleinere Hörner trug er auch im Gesicht, und über den Augen zwei gebogene, 40 Zentimeter lange Hörner, die an die eines Stiers erinnerten. Ein Nasenhorn, wie es viele andere Ceratopsidae besaßen, hatte er hingegen nicht. Für Mitentdecker Joe Sertich deutet das darauf hin, dass die Hörner eher dekorativen Charakter besaßen, imponieren oder abschrecken sollten – ganz ähnlich wie die Geweihe von Hirschen keine Waffen sind, die primär zur Verteidigung gegen Fressfeinde dienten.
„Die Hörner und die Halskrause wurden höchstwahrscheinlich bei Lokiceratops und anderen gehörnten Dinosauriern zur Schau gestellt. Diese Zurschaustellung könnte dazu gedient haben, Rivalen einzuschüchtern, Partner anzulocken oder Mitglieder der gleichen Art zu erkennen“, so Sertich.
Auch Lokiceratops „Nachname“ rangiformis ist eine Referenz an heutige gehörnte Huftiere: Übersetzt heißt der Name etwa „Lokis Horngesicht, geformt wie beim Karibu“.
Die Namenswahl dürfte die Aufmerksamkeit für den neuen Vertreter der Ceratopsidae-Gruppe erhöhen: Er ist eine Referenz an den Wikinger-Gott Loki, zumindest in der Form, wie er als Marvel-Superheld bekannt ist . Da trägt er in seinen kämpferischsten und irrsten Momenten gern einen Helm, dessen Hörner elegant geschwungen nach hinten gebogen sind. Möglich, dass die Namenswahl auch humorig darauf verweist, dass der Erstfund, anhand dessen die Art beschrieben wurde, im „Evolution Museet“ im dänischen Bandholm steht.

Wissenschaft und bildung 2024-06-24 17:41:00