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Ein Rückblick auf die Geschichte der römisch-katholischen Gemeinde in Aserbaidschan

Baku, 10. Juli, AZERTAC

Laut Verfassung ist Aserbaidschan ein säkularer Staat, welcher jedem Bürger freie Religionsausübung garantiert und rechtlich keine der Religionen vor eine andere stellt. Damit spiegelt die Verfassung die historisch gewachsene Toleranz zwischen den einzelnen Religionsgruppen wider. Seit 2001 gibt es das Staatliche Komitee für die Arbeit mit den religiösen Gemeinschaften, welches die verschiedenen Gemeinden registriert und mit einem Beirat der Führer der verschiedenen Konfessionen zusammenarbeitet.
Aserbaidschan blickt auf eine alte christliche Tradition zurück. Vom 4. Jh. v. Chr. bis zum 8. Jh. existierte auf dem heutigen Territorium Aserbaidschans bis nach Dagestan hinein der Staat Kaukasisch-Albanien.
Die neuzeitliche Geschichte der römisch-katholischen Gemeinde ist - nach französischen Missionsversuchen im 14. Jahrhundert, die zur Gründung von Missionsstationen führten - eng mit der Geschichte der Kaiserlich Russischen Armee in Baku und ihren polnischen und baltischen Soldaten verbunden. Ende der 1850er Jahre entstand eine kleine katholische Garnisonskirche, die der Gemeinde Tetri-Zkaro im heutigen Georgien zugeordnet, seit 1882 jedoch eigenständig war. 1895 wurde ein neues Gebetshaus der ”Unbefleckten Empfängnis der Heiligen Jungfrau Maria” eröffnet, 1903 entstand auf dem Bakuer Friedhof ein Gebetshaus ”Zum Heiligen Kreuz”. Zu diesem Zeitpunkt wurde die Zahl der Katholiken bereits mit Zehntausend angegeben. Mit dem Zustrom von Fachkräften zu Beginn des 20. Jahrhunderts erstarkte die Gemeinde, so dass von 1909 bis 1912 eine prachtvolle Kathedrale im neogotischen Stil erbaut wurde. Nach deren Sprengung 1931 errichtete man an dieser Stelle ein Kulturhaus des KGB, in der ehemaligen Kirchenschule ist heute das Musikmuseum untergebracht. Mit der Erschießung des letzten katholischen Geistlichen Stefan Demurov 1937 endete vorerst die Geschichte der katholischen Gemeinde in Baku; bis 1997 gab es keinen Nachfolger.
Erst der slowakische Priester Ezhi Pilys sammelte die verbliebenen Katholiken. Er erwirkte die offizielle staatliche Registrierung am 2. April 1999 und am 11. Oktober 2000 wurde sie von Rom zur Mission sui juris und den Salesianern anvertraut, welche dort mit fünf Ordenspriestern, sieben Ordensbrüdern und fünf Ordensschwestern rund 500 Gläubige betreuen. Bei seinem Besuch in Baku im Mai 2002 legte Papst Johannes Paul II. den Grundstein für das neue Gotteshaus ”Zur Unbefleckten Empfängnis der Heiligen Jungfrau Maria”, welches im Februar 2007 fertig gestellt und am 7. März 2008 feierlich von Kardinalstaatssekretärs Monsignore Bertone im Beisein des aserbaidschanischen Präsidenten geweiht wurde. Das Grundstück war dem Vatikan vom Nationalleader des aserbaidschanischen Volkes Heydar Aliyev geschenkt worden. Der Sitz des zuständigen Nuntius ist Tbilisi, in Baku löste im November 2009 Vladimir Fekete das langjährige Oberhaupt der Gemeinde Jan Japla ab.
Hier sei erwähnt, dass der Staatssekretär des Heiligen Stuhls, Kardinal Pietro Parolin, zu einem Besuch in Aserbaidschan weilt. Am Montag, dem 10. Juli wurde er von Staatspräsident Ilham Aliyev zum Gespräch empfangen. Der Gats besuchte die Ehrenallee sowie die Allee der Märtyrer.
Kardinal Pietro Parolin besuchte das Grab von Nationalleader Heydar Aliyev in der Ehrenallee und ehrte hier sein Andenken.
Der Staatssekretär des Heiligen Stuhls besuchte auch die Gräber der tapferen Söhne des aserbaidschanischen Volkes, die ihr Leben für die Unabhängigkeit und territoriale Integrität unseres Landes hingaben, und legte einen Blumenstrauß am Denkmal der „Ewiges Feuer“ nieder.
Anschließend besuchte der Gast das Heydar Aliyev Zentrum.
Im Zentrum fand auch ein Treffen zwischen dem Kulturminister Aserbaidschans Adil Karimli und dem Staatssekretär des Heiligen Stuhls, Kardinal Pietro Paroli, statt.
Bei dem Treffen wurden der aktuelle Stand der Beziehungen zwischen Aserbaidschan und dem Heiligen Stuhl, Projekte im Kulturbereich, einschließlich der Zusammenarbeit zwischen Museen und Bibliotheken, besprochen.
Bei dem Treffen wurde der Staatssekretär des Heiligen Stuhls zum Weltforum zum interkulturellen Dialog eingeladen, das 2023 in Baku stattfinden wird.
Hier sei erwähnt, dass Pietro Parolin auch die St. Marien Katholische Kirche in Baku besuchte.
Im Rahmen des Besuchs, der bis zum 11. Juli dauern wird, wird der Staatssekretär des Heiligen Stuhls auch Treffen mit Vertretern religiöser Gemeinschaften abhalten.
Der politische Dialog zwischen Aserbaidschan und dem Heiligen Stuhl befindet sich nun auf hohem Niveau.
Zwischen dem Heiligen Stuhl und der Heydar Aliyev Stiftung wurden enge Kooperationsbeziehungen aufgebaut. Auf Initiative der Ersten Vizepräsidentin Aserbaidschans und Präsidentin der Heydar Aliyev Stiftung Mehriban Aliyeva, ist die Restaurierung einer Reihe historischer Denkmäler im Vatikan durch die Stiftung ein wichtiger Beitrag zum Schutz des Weltkulturerbes. Diese Projekte bestätigen einmal mehr die Rolle Aserbaidschans bei der Entwicklung interkultureller und religiöser Beziehungen sowie beim Schutz des kulturellen, historischen und religiösen Erbes der Welt.

Gesellschaft 2023-07-10 19:01:00