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Enorme Schneefälle aus dem Winter werden im US-Staat Kalifornien zu neuem Problem

Baku, 18. April, AZERTAC

Meterhohe Schneeberge türmen sich vor den Häusern, Dächer müssen von der Schneelast freigeschaufelt werden. Der Rekordschneefall in den Winter- und Frühjahrsmonaten in Kalifornien bereitet den Menschen weiter Probleme.
Nach massiven Stürmen mit Regen und Schnee in den vergangenen Monaten werden mit der jetzt einsetzenden Schneeschmelze nach vielen Dürrejahren massive Überschwemmungen erwartet.
In Mammoth Lakes, auf 2400 Meter Höhe gelegen, sechs Autostunden nordöstlich von Los Angeles, müssen sich die Anwohner dagegen Mitte April immer noch aus Schneemassen freischaufeln. Mindestens bis Ende Juli werden die Skilifte in Betrieb sein – damit werben die Betreiber von Mammoth Mountain, einem der größten Skiresorts an der Ostseite der Sierra Nevada.
“Wir haben es satt“, sagt dagegen der gebürtige Berliner Maximilian Laue. “Ein Sturm nach dem anderen“ habe den Ort völlig zugeschüttet. Seit acht Jahren lebt er in der Nähe von Mammoth Lakes. So viel Schnee habe er noch nie gesehen, sagt der 41-Jährige.
Er ist Shuttle-Fahrer beim Verbund Eastern Sierra Transit, der mit seinen Bussen auch Skifahrer zu den Liften bringt. Die Straßen seien häufiger unpassierbar gewesen. Laue berichtet auch von eingestürzten Dächern und unter der Schneelast gebogenen Hausbalken.
18 Meter Schnee hat das Resort seit dem Saisonstart im November gemessen, zehn Meter ist die Norm. “Der beste Winter in unserer Geschichte“, jubeln die Betreiber über den Rekord. Die schwersten Stürme trafen die Region im März, doch Mitte April ist alles noch tief verschneit.
Pausenlos rattern schwer beladene Laster durch den Ort, sie transportieren die Schneeberge ab. “Hier ist einfach nicht genug Platz für all den Schnee“, sagt Dan McConnell, Betreiber des örtlichen Fernsehsenders “The Mammoth Channel“. Sein Haus sei immer noch von einer neun Meter hohen weißen Mauer umgeben.
Vier Meter Schnee in einer Märzwoche - Meterhohe Schneewände säumen die Bürgersteige. Dicke Eisblöcke drücken auf Dächer, geparkte Autos sind hoffnungslos begraben. Vom Mammoth-Maskottchen, einer riesigen Mammut-Skulptur vor der Gondelstation, ragt nur die obere Hälfte aus dem Schnee raus.
In dem mittleren und südlichen Teil der Sierra-Nevada-Bergkette sei die dickste Schneedecke seit 90 Jahren gemessen worden, teilte die Wetterbehörde NOAA Anfang April über ihr National Integrated Drought Information System (NIDIS) mit, das Niederschläge mit Blick auf Dürreprognosen untersucht.
Ein ähnliches Bild in Nordkalifornien, rund um Lake Tahoe, mit dem bekannten Skigebiet Palisades Tahoe (früher Squaw Valley/ Alpine Meadows), Ausrichter der Olympischen Winterspiele von 1960. Bis Anfang Juli würden diesmal die Lifte laufen, erzählt Sprecher Patrick Lacey, im vorigen Jahr war schon Anfang Mai Schluss.
Allein in einer Märzwoche seien fast vier Meter Schnee gefallen. “Das war der reine Wahnsinn, alles auszugraben“, sagt Lacey. Wegen “zu viel des Guten“ hätten sie die Lifte an einigen Tagen nicht zum Laufen gebracht. Nach strahlendem Sonnenschein am Wochenende wurde am Dienstag schon wieder Neuschnee erwartet.
Nach dem Endloswinter rüstet sich der Westküstenstaat nun für Überschwemmungen. Der Klimaforscher Daniel Swain schrieb auf Twitter, dass mit einem starken Wasserabfluss aus den Bergregionen zu rechnen sei. Noch sei das meiste Wasser in der Schneedecke gebunden, doch mit steigenden Temperaturen werde die Schmelze schnell einsetzen. Swain warnt vor einer erheblichen Gefährdung. Die derzeitigen Überschwemmungen seien nur ein Vorgeschmack.
Im Bezirk Tulare County im Central Valley von Kalifornien haben Starkregen und die beginnende Schneeschmelze bereits größere Landstriche unter Wasser gesetzt. Betroffen ist vor allem das seit Jahrzehnten ausgetrocknete Bett des früheren Tulare-Sees, das inzwischen landwirtschaftlich genutzt wird. Die Behörden hatten Wasser aus dem stark angeschwollenen Kings River in die Region umgeleitet. Die US-Weltraumbehörde Nasa veröffentlichte kürzlich Satellitenfotos der überfluteten Region. Agrarexperten rechnen mit Schäden in Milliardenhöhe.

Welt 2023-04-18 17:22:00