Warum führt Luftverschmutzung zu Lungenkrebs?
Wer dauerhaft einer hohen Luftverschmutzung ausgesetzt ist, hat außerdem ein höheres Risiko, an Lungenkrebs zu erkranken
Baku, 7. April, AZERTAC
Autos, Kraft- und Fernheizwerke, Öfen und Heizungen sorgen für Feinstaub in der Luft. Die feinen Partikel mit einem Durchmesser von weniger als 2,5 Mikrometern (PM2.5) können tief in die Atemwege eindringen und die Lunge nachhaltig schädigen, das ist bekannt. Ebenso, dass eine hohe Feinstaubbelastung in der Luft mit einem erhöhten Risiko an Lungenkrebs zu erkranken zusammenhängt - unklar war jedoch der Mechanismus dahinter.
Nun berichten Forschende: Luftverschmutzung durch Feinstaub kann das Lungenkrebsrisiko erhöhen, indem bereits bestehende genetische Mutationen in gesundem Lungengewebe begünstigt werden. Darauf deuten die Ergebnisse einer Studie hin, die im Fachjournal “Nature“ veröffentlicht wurde.
Forscherinnen und Forscher haben in einer Kohortenstudie die Daten von mehr als 32.000 Personen in England, Südkorea, Taiwan und Kanada analysiert. Alle Teilnehmenden hatten eine Treibermutation des EGFR-Rezeptors, einem epidermalen Wachstumsfaktor, der vor allem bei Menschen mit Lungenkrebs auftitt, die keine Raucherinnen oder Raucher waren. Die Untersuchung zeigt nun, dass eine erhöhte Konzentration von Feinstaubpartikeln in der Umgebungsluft, die kleiner als 2,5 Mikrometer sind, bei EGFR-mutationspositiven Personen mit einem zunehmenden Risiko für ein nicht-kleinzelliges Lungenkarzinom, eine Krebsart in der Lunge oder in den Atemwegen, einhergeht.
Mithilfe von Mausmodellen und menschlichen Zellen konnten die Forschenden zeigen, dass PM2.5 keine neuen Mutationen im Gewebe verursachen. Stattdessen lösen sie Entzündungsprozesse aus, die die Tumorentstehung durch bereits bestehende Mutationen, hier EGFR und KRAS - die häufigste Treibermutation beim nicht-kleinzelligen Lungenkarzinom - begünstigen. Den Forschenden zufolge könnten bereits drei Jahre PM2.5-Belastung ausreichen, um das Risiko der Entwicklung von EGFR-bedingtem Lungenkrebs zu erhöhen.
“Trotz der Signifikanz des Zusammenhangs darf nicht übersehen werden, dass der Effekt von individuell selbst verantwortetem Rauchen auf die Entstehung von Lungentumoren deutlich höher ist als der Effekt der allen zugemuteten Belastungen mit Luftschadstoffen“, sagte Martin Göttlicher, Direktor des Instituts für Molekulare Toxikologie und Pharmakologie am Helmholtz Zentrum München gegenüber dem Science Media Center. “Raucher haben ein etwa zehnmal höheres Risiko als Nichtraucher.“
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