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Dürre und Überschwemmungen: Tropischer Wirbelsturm richtet in Ostafrika verheerende Schäden an

Baku, 15. März, AZERTAC

Daniel Lepaine betet um Regen. Nach drei Dürrejahren sieht der Farmer im Süden Kenias meilenweit nur ausgetrocknetes Land. Dutzende seiner Ziegen sind verhungert. “Wenn die Dürre bleibt, habe ich nichts mehr für mich und meine Familie zum Leben“, klagt Lepaine. Das rettende Wasser ist jedoch nicht in Sicht. Insgesamt elf Millionen Tiere sollen der Dürre am Horn von Afrika bereits zum Opfer gefallen sein, darunter auch viele Wildtiere.
Einige Tausend Kilometer südlich haben die Menschen das gegenteilige Problem. Der tropische Zyklon “Freddy“ hat Teile von Madagaskar und Mosambik mit sintflutartigen Regenfällen überschwemmt, mindestens 27 Menschen sind gestorben, hinzu kommt laut Kinderhilfswerk Unicef eine “äußerst besorgniserregende“ Cholera-Epidemie. Extremwetter verschärften die Probleme wie schlechte Wasser- und Sanitärversorgung, anhaltende Konflikte sowie schwache Gesundheitssysteme, die hinter dem Ausbruch stehen.
“Freddy“ versucht heftige Stürme mit hohen Windgeschwindigkeiten, aber das Auge des Zyklons bewegt sich extrem langsam. So bleibt ihm viel Zeit, große Wassermassen aus dem Meer aufzusaugen. Ein von der US-Weltraumbehörde Nasa veröffentlichtes Satellitenbild zeigt die Lage vom 8. März: Der Zyklon – leicht abgeschwächt, aber immer noch so stark wie ein Sturm der Kategorie 1 – bewegt sich schon zum zweiten Mal über die Straße von Madagaskar auf die Ostküste Mosambiks zu. Das Wasser, das sich im Zyklon konzentriert, fehlt weiter nördlich in Ländern wie Kenia.
Rekordsturm - Der Sturm wurde bereits am 6. Februar vor der Nordwestküste Australiens entdeckt. Er dürfte den Rekord für den am längsten anhaltenden Zyklon seit Beginn von Wetteraufzeichnungen brechen, teilte die Weltwetterorganisation (WMO) mit. Der bisherige Rekordhalter “John“ löste sich 1994 erst nach 31 Tagen langsam auf. Bis zur offiziellen Erklärung sollten aber alle Daten ausgewertet werden. So stark wie “Freddy“ war noch nie ein Zyklon, nur ein einziger Wirbelsturm weltweit seit 1980 hatte mehr Wucht: der Hurrikan “Ioke“ im Jahr 2006 über dem Zentralpazifik.
Ein Wirbelsturm ist nach WMO-Definition ab einer Windgeschwindigkeit von 119 Kilometern in der Stunde ein Zyklon. Es gibt fünf Kategorien: die schwersten Zyklone haben eine Windgeschwindigkeit von mehr als 240 Kilometern in der Stunde. Dabei geht es nicht um die Schnelligkeit der Fortbewegung, sondern die Rotationsgeschwindigkeit. Selbst Zyklone der höchsten Kategorie bewegen sich oft nur wenige Kilometer in der Stunde fort. Zyklon, Hurrikan und Taifun sind Namen für das gleiche Wetterphänomen. Im Nordatlantik und der Karibik spricht man von Hurrikan, im westlichen Nordpazifik von Taifun und im Südpazifik und anderen Meeren von Zyklon.
Die tropischen Wirbelstürme sind ein altbekanntes Wetterphänomen, aber die WMO sieht auch hier die Klimakrise am Werk: Mehrere Studien belegten, dass Zyklone wegen steigender Meerestemperaturen häufiger und heftiger vorkommen. Seit Sommer 2020 bestimmt die mehrjährige Wetterzirkulation La Niña das Bild. Sie bewegt auf der Südhalbkugel Zyklone west- oder südwestwärts, und trocknet regelmäßig den Norden Ostafrikas aus. Etwa für Juni erwarten die Experten, dass das Gegenstück El Niño wieder einsetzt. Gegen Jahresende dürfte es auch in Kenia wieder mehr regnen.

Umwelt 2023-03-15 16:09:00