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Riesige Eisvulkane auf dem Pluto entdeckt

Baku, 31. März, AZERTAC

Auf dem Zwergplaneten Pluto gibt es bis zu sieben Kilometer hohe Eisvulkane, die vermutlich bis in die jüngste Zeit hinein aktiv waren oder gar sind. Zu diesem Schluss kommt ein internationales Forscherteam, das Bilder der Raumsonde “New Horizons“ analysiert hat.
Demnach müsse Pluto länger als bislang angenommen Wärme in seinem Inneren gespeichert haben oder mehr Wärme selbst erzeugen als vermutet, so die Wissenschaftler im Fachblatt “Nature Communications“.
Pluto ist mit einem Durchmesser von 2377 Kilometern kleiner als der Mond der Erde, aber der größte Himmelskörper im Kuiper-Gürtel jenseits des Planeten Neptun. Dabei handelt es sich um eine Region überwiegend eisbedeckter Körper aus der Entstehungszeit unseres Sonnensystems. Der Pluto kreist mit rund 5,8 Milliarden Kilometer Abstand um die Sonne, etwa 40-mal weiter entfernt als die Erde.
Stetige Erneuerung der Oberfläche - Im Juli 2015 flog die US-amerikanische Raumsonde “New Horizons“ nach über neunjähriger Flugzeit an dem Zwergplaneten vorüber und lieferte erstmals hoch aufgelöste Bilder und Daten von Pluto und seinen Monden zur Erde.
Die Entdeckungen deuteten darauf hin, “dass Pluto aktiver, oder geologisch lebendiger, ist, als wir zuvor dachten“, sagte die Hauptautorin Kelsi Singer vom Southwest Research Institute in Boulder, Colorado. Auf dem eisigen Zwergplaneten gebe es nicht nur alte, kraterübersäte Regionen, sondern auch junge Regionen fast ohne Krater.
Das war für die Planetenforscher eine große Überraschung, hatten sie doch eine durchgehend alte Oberfläche erwartet, die sich nach der Entstehung des Zwergplaneten vor 4,5 Milliarden Jahren kaum verändert hat. Doch offenbar führen Prozesse wie Erosion, Verdampfung und Ablagerung in manchen Regionen zur stetigen Erneuerung der Oberfläche.
“So komplex wie die Erde oder der Mars“ - Co-Autor lan Stern, der das New-Horizon-Projekt leitete, bezeichnete es als “faszinierend“, dass Pluto “so komplex wie die Erde oder der Mars ist, trotz seiner geringeren Größe und des großen Abstands zur Sonne“. Singer nannte den Zwergplaneten, auf dem auch Stickstoffgletscher und im Tag-Nacht-Rhythmus verdunstende oder gefrierende Stickstoffeismassen gefunden wurden, ein “geologisches Wunderland“. Wenn man einen Teil von Pluto betrachte, bekomme man keine Vorstellung davon, wie die anderen Gegenden aussehen.
Woher stammt die Wärme? - Die Vulkankegel auf Pluto sind von einem bis zu sieben Kilometer hoch und haben Durchmesser von 10 bis 150 Kilometern. In einem Gebilde namens Wright Mons scheinen sich verschiedene Vulkane zu einem verbunden zu haben, etwa von der Größe des Mauna Loa auf Hawaii, aber in einer Struktur, die auf der Erde unbekannt ist.
Insgesamt müssen dort nach den Berechnungen des Teams mehr als 10.000 Kubikkilometer Eis-Magma aus dem Inneren des Zwergplaneten an die Oberfläche gefördert worden sein. Und das bis in jüngste Zeit hinein, denn aufgrund des Fehlens von Einschlagkratern sollten einige der Eisvulkane nur wenige Hundert Millionen Jahre alt sein.
“ Geologisch ist das jung“, erklärte Kelsi Singer. “Weil es fast keine Einschlagkrater gibt, könnte es sein, dass diese Prozesse noch heute ablaufen.“
Das alles wirft allerdings die Frage auf, welche Wärmequelle den Kryovulkanismus antreibt. Eine Antwort auf darauf haben Singer und ihre Kollegen nicht. “Die Existenz dieser großen Strukturen zeigt jedoch, dass der innere Aufbau Plutos und seine Entwicklung entweder eine längere Speicherung von Wärme möglich gemacht haben“, stellen die Wissenschaftler fest, “oder mehr Wärme erzeugen, als wir bislang angenommen haben“.

Wissenschaft und bildung 2022-03-31 00:31:00