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Klimawandel: Hurrikane und Taifune gehören zu schlimmsten Naturkatastrophen der Erde

Baku, 30. September, AZERTAC
Hurrikane und Taifune gehören zu den schlimmsten Naturkatastrophen der Erde. Dass der Klimawandel die Bedrohung durch solche Wirbelstürme noch erhöhen wird, gilt als ausgemacht. Forscherinnen und Forscher des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) haben nun genauer hingeschaut. Laut ihrer Studie könnte eine globale Erwärmung von zwei Grad Celsius gegenüber vorindustriellem Niveau dazu führen, dass im Vergleich zu heute weltweit 25 Prozent mehr Menschen durch tropische Wirbelstürme gefährdet werden. In Verbindung mit dem Bevölkerungswachstum könne dieser Wert bis 2050 sogar auf rund 40 Prozent steigen, heißt es.
“Da die Weltbevölkerung Studien zufolge Mitte des Jahrhunderts ihren Höchststand erreichen wird, wären aufgrund des Klimawandels gleichzeitig mehr Menschen von intensiveren Wirbelstürmen betroffen – diese größere Bevölkerung wird einem höheren Risiko ausgesetzt“, erklärte Tobias Geiger, Erstautor der im Fachjournal “Nature Climate Change“ veröffentlichten Studie. Insofern sei auch der Zeitfaktor bei der Begrenzung der Erwärmung entscheidend, so Geiger, der auch für den Deutschen Wetterdienst (DWD) tätig ist.
Wirbelstürme bedrohten derzeit potenziell etwa 150 Millionen Menschen pro Jahr, heißt es in der Studie. Dass diese Zahl durch den Klimawandel ansteigen wird, ist den beteiligten Forscherinnen und Forschern zufolge bei einer Erwärmung um zwei Grad unvermeidlich. “Wenn wir Treibhausgasemissionen rasch reduzieren und erst im Jahr 2100 eine globale Erwärmung von zwei Grad Celsius erreichen, würde dies den Anstieg der durch Wirbelstürme gefährdeten Menschen auf 20 Prozent begrenzen“, betonte Geiger.
An der Studie beteiligt war ein interdisziplinäres Team von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus Deutschland, der Schweiz und den USA. Berücksichtigt wurden Bevölkerungsmodelle, die bis zum Jahr 2100 wieder eine weltweit abnehmende Bevölkerung in Gebieten mit Zyklongefahr vorhersagen. Dies würde die zusätzliche Belastung durch Erwärmung teilweise kompensieren, erklärte Geiger.
“Unser Modell zeigt im Detail, dass im Jahr 2050 alle Länder, in denen das Wirbelsturmrisiko hoch ist, mit einem Anstieg der Betroffenheit rechnen müssen“, erklärte dazu auch der PIK-Forscher Johannes Gütschow. In einigen ostafrikanischen Ländern könne diese Zunahme fast 300 Prozent ausmachen, in den USA bis zu 100 Prozent. Auch die Arabische Halbinsel müsse mit einem starken Anstieg des Wirbelsturmrisikos rechnen.
Die Expertinnen und Experten fordern daher eine Überarbeitung der nationalen Klimaziele im Rahmen des Pariser Abkommens bereits auf der Uno-Konferenz im November in Glasgow. Nach den bislang vorliegenden Zusagen zur Verringerung der Emissionen würde die Zahl der Menschen, die von Wirbelstürmen bedroht sind, zum Beispiel in den von Hurrikanen gefährdeten Regionen der USA weiter ansteigen, warnte die Co-Leiterin der PIK-Forschungsabteilung Transformationspfade, Katja Frieler.
Deutlich günstiger wäre dagegen der Studie zufolge die Entwicklung, wenn es gelänge, die Erderwärmung wie angestrebt auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen. Dies könnte kumulativ über 1,8 Milliarden Menschen bis zum Ende dieses Jahrhunderts vor der Gefährdung durch tropische Wirbelstürme schützen, verglichen mit der Erwärmung unter den derzeit vorgeschlagenen Emissionsreduktionen, erklärte Frieler. »Es ist also höchste Zeit, die Treibhausgasemissionen schnell zu reduzieren, um so viele Menschen wie möglich zu schützen«, hob die Forscherin hervor.
Im vergangenen Jahr erlebten die USA eine Rekord-Hurrikan-Saison. Insgesamt 30 benannte Stürme und 14 Hurrikane fegten über den Atlantik – der Durchschnitt der vergangenen Jahrzehnte lag bei zwölf. Insgesamt gehen die Experten aber davon aus, dass die Zahl der Stürme nicht unbedingt zunehmen wird, dafür aber ihre Intensität. Die Stürme der schwachen Kategorien werden dafür immer seltener.

Umwelt 2021-09-30 23:22:00