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“Osiris-Rex“ ist fast 300 Millionen Kilometer von unserem Planeten entfernt

Baku, 12. Mai, AZERTAC
Ja, man darf Maschinen natürlich keine menschlichen Eigenschaften andichten. Das wissen wir. Und doch drängt sich das bei der Nasa-Sonde “Osiris-Rex“ gerade ein bisschen auf. Wie der eine oder andere Mensch hat sich das Forschungsgerät im Lockdown nämlich ein bisschen überfressen.
Oder formulieren wir präziser: Das Ganze ist passiert, als Teile der Erde im Lockdown waren. Denn “Osiris-Rex“ ist fast 300 Millionen Kilometer von unserem Planeten entfernt und damit von den hiesigen Regeln nur mittelbar betroffen.
Im Oktober vergangenen Jahres hat die Sonde eine Materialprobe vom Asteroiden Bennu genommen. Es war das erste Mal überhaupt, dass einem amerikanischen Raumfahrzeug so etwas gelungen ist. Doch weil “Osiris-Rex“ so gefräßig war, hat sich das Gerät beinahe daran verschluckt.
Die Türen der Probenkammer gingen nicht richtig zu und Fotos zeigten Gesteinspartikel, die daraufhin wieder ins All entschwebten. Inzwischen ist das Problem gelöst – und nun hat sich die Sonde wieder auf den Heimweg gemacht.
Sieben Minuten mit voller Kraft - Die Nasa meldet, “Osiris-Rex“ habe am Montag für sieben Minuten die Steuerdüsen mit voller Kraft gezündet, um sich auf dem Weg zurück zur Erde zu machen. Allerdings wird der jetzt trotzdem noch einmal zweieinhalb Jahre dauern, denn die Sonde fliegt nicht direkt zurück zu uns. Stattdessen passiert sie auf einem 2,3 Milliarden Kilometer langen Flug unter anderem noch zweimal die Sonne, bevor ihre Bahn sie in die Nähe unseres Planeten führt.
Am 24. September 2023 soll dann eine Kapsel mit den gesammelten Proben, es handelt sich wohl um bis zu 800 Gramm, an einem Fallschirm in der Wüste von Utah niedergehen.
Für Fachleute ist Asteroidengestein interessant, weil es ihnen einen Blick in die Entstehungszeit des Sonnensystems vor 4,5 Milliarden Jahren ermöglicht. Der Großteil des Materials ballte sich damals zu den Planeten, es blieben aber auch viele kleinere Körper übrig. Bisher stützten sich die Untersuchungen auf Meteoriten, die aus dem Asteroidengürtel stammend auf der Erde gelandet waren.
Allerdings waren diese Proben beim Sturz durch die Erdatmosphäre außen aufgeschmolzen worden, danach kamen sie außerdem oft mit Wasser in Kontakt. Außerdem ist nicht klar, woher das Gestein genau stammt.
Hilfreich für die Asteroidenabwehr - Von Störeinflüssen nicht betroffenes Material hat neben “Osiris-Rex“ auch die japanische Sonde »Hayabusa-2« gesammelt. Sie hat sogar schon im vergangenen Dezember eine Probe vom Asteroiden Ryugu zur Erde zurückgebracht, die derzeit analysiert wird.
Das Wissen um die Zusammensetzung von Asteroiden ist dabei nicht nur aus akademischen Gründen interessant. Bennu zum Beispiel gehört zur Gruppe von Himmelskörpern, die unserer Erde auch so nahekommen, dass es im schlechtesten Fall einen Einschlag geben könnte. Für diesen konkreten Himmelskörper, er misst 490 Meter im Durchmesser, schätzt man bei der Nasa die Wahrscheinlichkeit auf 1 zu 2700 für einen Impakt in den Jahren 2175 und 2199.
Sollte es tatsächlich zu einer realen Gefahr kommen, dürften Informationen zur Zusammensetzung des Himmelskörpers hilfreich sein – um ihn effektiv abwehren zu können.
Bei der Probenentnahme von “Osiris-Rex“ hatten die verantwortlichen Forscherinnen und Forscher bereits bemerkt, dass sich die Oberfläche des Asteroiden beinahe wie eine Flüssigkeit verhalten hatte. Der Arm der Sonde sei nicht auf hartes Gestein getroffen, es habe sich eher angefühlt, als tauche man in ein Schwimmbecken ein, so die Fachleute.

Wissenschaft und bildung 2021-05-12 14:01:00