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Prof. Dr. Michael Schmittel: Stipendienprogramm für Doktoranden in Aserbaidschan ist eine wichtige Entscheidung für die Entwicklung des Landes

Baku, 1. Februar, AZERTAC
Prof. Dr. Michael Schmittel an der Universität Siegen hat Dr. Anar Allahverdi, dem AZERTAC-Korrespondenten ein exklusives Interview gegeben. In seinem Interview beantwortete er Fragen von AZERTAC zur Annahme eines Stipendienprogramms für Doktoranden in Aserbaidschan.
AZERTAC präsentiert dieses Interview.

-Herr Professor, die Regierung nahm ein neues Bildungsprogramm an und will die Forschung bzw. das Studium der aserbaidschanischen Doktoranden im Ausland finanzieren. Wir möchten Ihre Meinung dazu wissen. Welche Aussichten und Möglichkeiten für aserbaidschanisch-deutsche Zusammenarbeit gibt es in diesem Bereich?

-Die Annahme des Stipendienprogramms für junge Doktoranden in Aserbaidschan ist wircklich eine wichtige Entscheidung für die Entwicklung des Landes. Das demonstriert einen weitsichtigen und politischen Willen der Regierung. Mit diesem Bildungsprogramm wird Aserbaidschan von großen Erfahrungen gut entwickelter Länder wie Deutschland etc. profitieren. Sicherlich werden viele junge Studierenden/Doktoranden von diesem Stipendienprogramm sehr profitieren und ihre Kenntnisse und Fähigkeiten in verschiedenen Bereichen der Wissenschaft verbessern. Die Rückkehr dieser gut ausgebildeten Spezialisten wird Verbesserungen für viele Bereiche des Landes bewirken.

-Ich habe den Schwerpunkt Ihrer Forschungsgebiete wie zum Beispiel; Nanoswitches and Nanomachines, Multi-component Self-Sorting, (Supra-) Molecular Nanochemistry, Molecular Logic, recherchiert. In Aserbaidschan sind die oben genannte wissenschaftliche Bereichen nicht so entwickelt wie in Deutschland. Wie können diese Bereiche in Aserbaidschan entwickelt werden?

-Aserbaidschan ist eines der ältesten Ölförderländer der Welt und verfügt über eine enorme Menge an Öl- und Gasreserven. Aufgrund der Entwicklung der Erdölindustrie ist der Bereich der Petrochemie und Erdöltechnik im Bereich der Chemie und der Chemieingenieurwesen gut entwickelt. Wenn wir einen Blick auf wissenschaftliche Datenbanken werfen, ist es offensichtlich, dass andere Bereiche der Chemie wie molekulare Maschinen, molekulare Materialien, Arzneimittelchemie, usw. in Aserbaidschan bisher nicht gut entwickelt sind.
Um den Bereich der molekularen Maschinen in Aserbaidschan zu entwickeln, sind zunächst gut ausgebildete Spezialisten auf diesem Gebiet erforderlich. Zudem müssen die Labore, in denen molekulare Maschinen erforscht werden, über eine gewisse Zahl chemischer und physikalischer Technologien verfügen. Am besten wäre es aus meiner Sicht, talentierten Nachwuchswissenschaftlern aus Aserbeidschan eine Promotion zu molekularen Maschinen in den weltweit führenden Arbeitskreisen zu ermöglichen. Nach dem Aufbau einer personellen und sachlichen Infrastruktur könnten diese nach Rückkehr nach Aserbeidschan eigene Forschung zu Nanomaschinen, molekularer Logik, und supramolekularer Nanochemie etablieren und dadurch neue wissenschaftliche Erkenntnisse und Produkte für Aserbaidschan hervorbringen.

-Wenn die Regierung beim Aufbau der wissenschaftlichen Infrastruktur unterstützungsbedürftig ist, können Sie sich in einer Form an diesem Verfahren beteiligen?

Gerne wäre ich bereit und in der Lage, Ihrem Land in dieser Hinsicht Hilfe anzubieten. Vorrangig wäre hier wissenschaftliche Beratung zu nennen, aber auch Erfahrungsaustausch, evtl. Evaluation von eingereichten Stipendienanträgen, und nicht zuletzt – solange ich noch über eine hiesige Infrastruktur verfüge – über Praktika, wobei Kurzzeitpraktika nicht eine ausführliche Exposition in dieser Forschungsausrichtung ersetzen können, wie sie sich beispielsweise bei einer Promotion oder einem Postdoc-Aufenthalt ergeben.
Prof. Dr. Michael Schmittel studierte Chemie an der Universität Freiburg. Dort wurde er 1980 diplomiert und hat 1981 das Diplom der französischen Sprache und Zivilisation an der Sorbonne/Paris erhalten. 1985 wurde er an der Universität Freiburg promoviert und war von 1985 bis 1987 Postdoctorand an der University of Rochester/USA. 1992 habilitierte er sich in der Organischen Chemie an der Universität Freiburg. Von 1993 bis 1999 hatte er eine C3-Professur an der Universität Würzburg inne. Seit 1999 ist er C4-Professor an der Universität Siegen. Außerdem ist er seit 2005 Sprecher der DFG-Forschungsgruppe "Lap on Micro-Chip" und ebenfalls seit 2005 Geschäftsführender Direktor des Forschungszentrums für Micro-/Nanochemie und -technologie. Seit 2007 ist er Sprecher des Forschungs- und Lehrkollegs "Heterosensoren". Von 2009 bis 2010 war er Dekan des Fachbereichs 8, bis Februar 2011 außerdem Department-Sprecher.

Wissenschaft und bildung 2020-02-01 01:46:00