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Klimawandel, Landwirtschaft und Städtebau könnten viele von ihnen verschwinden lassen

Baku, 28. November, AZERTAC

Es steht nicht gut um die Pflanzenwelt: Erst 2016 haben Forscher Alarm geschlagen und einen umfassenden Bericht vorgelegt. Das Ergebnis: Laut dem "State of the World's Plants report" ist ein Fünftel aller bekannten Pflanzenarten vom Aussterben bedroht.
Nun hat sich ein Team von 35 Wissenschaftlern seltenen Pflanzen noch genauer gewidmet. Im ersten Schritt erstellten sie zehn Jahre lang eine Datenbank, die Landpflanzen erfasst. Es sei die größte Datenbank dieser Art, heißt es. Aus den Millionen Datensätzen konnten die Forscher um Brian Enquist von der University of Arizona in den USA eine Karte erstellen, die die globale Verteilung von seltenen Pflanzen zeigt. Ihre Ergebnisse veröffentlichten die Forscher nun in der Fachzeitschrift "Science Advances".
Die Datenbank zählt etwa 435.000 unterschiedliche Arten. Das ist etwas mehr als beim "State of the World's Plants report", er erfasste nur etwa 390.000 Arten von Gefäßpflanzen.
Denn beim Thema Biodiversität von Pflanzen bestand bisher ein Problem: Forscher hatten nur eine grobe Idee davon, wie viele Landpflanzen es überhaupt gibt. Genauere Angaben sind aber wichtig, um Einschätzungen über Vorkommen und zukünftige Bedrohungen treffen zu können.
Die aktuelle Studie differenzierte in einem zweiten Schritt ihre Daten und stufte etwa 37 Prozent der Pflanzen als außerordentlich selten ein. Die hohe Zahl solcher Funde überraschte die Ökologen. "Es gibt viel mehr seltene Arten, als wir erwartet hatten", so Enquist. Dann warfen die Forscher einen Blick auf die räumliche Verteilung der Pflanzen. Global gesehen zeigte sich auf der Karte: Viele seltene Pflanzen kommen in bekannten Naturparadiesen wie Costa Rica oder Madagaskar vor. Sie gelten als Hotspots des Lebens und sind für ihre große Biodiversität mit vielen endemischen Pflanzen bekannt - also Arten, die nur dort vorkommen.
Weitere Standorte befinden sich nahe dem Äquator: In Süd- und Mittelamerika, in Südostasien, aber auch im südlichen Teil Afrikas. Dass das Amazonasbecken auf der Karte nur eine geringe Rolle spielt, erklären die Forscher mit den günstigen Bedingungen, die dort herrschten: Etliche Pflanzenarten seien in den Regenwäldern der Region häufiger anzutreffen, weil sie dort noch genügend Lebensraum finden würden.
An den Hotspots für seltene Pflanzen sei das Klima in den vergangenen Jahrtausenden relativ stabil gewesen. Aber die Forscher blicken pessimistisch in die Zukunft: Durch den Klimawandel sind gerade dort starke Veränderungen zu erwarten, die sich negativ auf seltene Pflanzen auswirken könnten. Schon kleine Temperaturveränderungen können Einfluss auf den Wachstumszyklus von Pflanzen haben, wissen Forscher.
"Außerdem steigt in diesen Regionen der Einfluss des Menschen. Es werden immer mehr Flächen für die Landwirtschaft benötigt, die Städte dehnen sich aus. Das sind keine guten Nachrichten", so Enquist. Wenn nichts geschehe, könnten gerade seltene Pflanzen sehr schnell aussterben, da es hiervon nur wenige Exemplare gebe. Für die Wissenschaft ist das eine dramatische Entwicklung. Denn gerade über diese Pflanzen wissen Forscher nur sehr wenig.
In früheren Untersuchungen hatten Forscher auch weitere Gründe für den Artenschwund ausgemacht. Krankheiten und invasive Spezies, die sich in fremder Umgebung ausbreiten und einheimische Pflanzen verdrängen, tragen auch zum Rückgang bei. Doch auch die Ausbreitung von invasiven Arten geht zum Teil auf klimatische Veränderungen zurück.

Wissenschaft und bildung 2019-11-28 21:41:00