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Antibiotika-Resistenz kommt auch aus dem Boden

Baku, den 31. August (AzerTAg). Antibiotika gelangen über Gülle und Abwasser in die Böden – mit dem Ergebnis, dass sich die dort lebenden Bakterien anpassen und auch dem stärksten Antibiotikum trotzen können.
Bei der zunehmenden Verbreitung von Antibiotika-Resistenzen könnte ein Faktor eine weit größere Rolle spielen als bisher angenommen: der Boden. Bei Erbgutanalysen von Mikroben aus Erdproben fänden sich Resistenzgene, die in identischer Form in resistenten Krankheitserregern vorkämen, berichten Wissenschaftler. Sie seien demnach erst kürzlich übertragen worden.
Verwunderlich sei das nicht, schreibt das Team um Kevin Forsberg und Gautam Dantas von der Washington University School of Medicine in St. Louis. Zum einen gelangten über den Einsatz in der Landwirtschaft und das Abwasser große Mengen Antibiotika in den Boden, zum anderen sei dieser Lebensraum für Streptomyces-Bakterien, auf die die meisten natürlichen Antibiotika zurückgingen.
Proben von elf Äckern-Schon länger bekannt sind dem Beitrag zufolge identische Resistenzgene bei Kluyvera- und Shewanella-Isolaten aus dem Freiland und aus klinischen Proben. Bei der aktuellen Analyse zielten die Forscher auf Proteobakterien ab, zu denen sehr viele bedeutsame Krankheitserreger zählen. Sie wurden aus Proben von elf Agrarflächen in den USA in Kulturmedien mit verschiedenen Antibiotika herangezogen, um Bakterien mit Resistenzen zu selektieren und anzureichern.
Bei der folgenden Erbgutanalyse von 95 Kulturen suchten die Forscher nicht nur Resistenzgene, sondern auch für die Übertragung solcher Gene auf andere Bakterien (Gentransfer) wichtige DNA-Strukturen. Insgesamt 110 Resistenzgene wurden identifiziert, etwa die Hälfte war zuvor unbekannt. 16 der Abfolgen waren komplett identisch mit denen aus klinischen Isolaten verbreiteter Krankheitserreger wie Salmonella oder Klebsiella pneumoniae. Sie ließen sich sieben verschiedenen Genen aus fünf Antibiotika-Klassen zuordnen.
Resistent gegen fünf Antibiotika-Klassen-Die vollständige Übereinstimmung belege den kürzlichen Austausch der Resistenzgene zwischen Bodenbakterium und Krankheitserreger. Auch entsprechende Transferstrukturen wurden gefunden. Einige Bodenbakterien trugen im Erbgut übertragbare Resistenzkassetten gegen gleich fünf Antibiotika-Klassen (Beta-Laktame, Aminoglykoside, Amphenicole, Sulfonamide, Tetracycline).
Die Analyse zeige, dass die im Boden und im klinischen Umfeld vorhandenen Resistenzen keinesfalls getrennt zu betrachten seien, schließen die Forscher. Es gebe vielmehr einen regen Austausch. Die Bakterien im Boden seien ein wichtiges Reservoir für gefährliche Antibiotika-Resistenzen.
Die Übertragung in die Klinik finde möglicherweise über die Darmflora des Menschen statt, die genauen Mechanismen müssten aber noch geklärt werden. Klar sei jedenfalls, dass der verschwenderische Umgang mit Antibiotika in Tierhaltung und Humanmedizin dringend überdacht werden müsse.
 

Kənd təsərrüfatı 2012-08-31 20:03:00