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Algerien: Archäologen 2,4 Millionen Jahre alte Steinwerkzeuge gefunden

Baku, 1. Dezember, AZERTAC
Archäologen haben in Algerien Steinwerkzeuge und Tierknochen mit Schnittspuren gefunden, die bis zu 2,4 Millionen Jahre alt sein könnten. "Die neuen Funde machen Ain Boucherit zur ältesten Stelle in Nordafrika mit Nachweisen menschlicher Fleischverwertung in Verbindung mit Steinwerkzeugen", heißt es in einem im Magazin "Science" veröffentlichten Bericht. Die Artefakte wurden in Sétif gefunden, etwa 300 Kilometer östlich der Hauptstadt Algier.
Die Steinwerkzeuge wurden aus Kalk- und Feuersteinen hergestellt, die aus einem nahe gelegenen Flussbett stammen sollen. Sie sind so angefertigt worden, dass sie sich zum Schneiden und Verarbeiten von Tieren eignen. Neben den Werkzeugen fanden die Forscher außerdem Tierknochen, die Schnittspuren aufweisen und offenbar mit Steinen bearbeitet worden waren.
Die Artefakte ähneln den sogenannten Oldowan-Steinen, die bislang bei Ausgrabungen in Ostafrika gefunden wurden. Sie sind benannt nach der Kultur, die in der Olduvai-Schlucht im ostafrikanischen Grabenbruch in Tansania beheimatet ist. Ihre Nutzung von Steinwerkzeugen gilt bislang als die älteste der Welt.
Zweitälteste Steinwerkzeuge der Welt - Besonders wird der Fund durch das geschätzte Alter der Werkzeuge. Denn bislang galten die 2,6 Millionen Jahre alten Funde aus dem äthiopischen Gona als die mit Abstand ältesten Nachweise von Steinwerkzeugen, die zum Schlachten von Tieren verwendet wurden. Die Ausgrabung in Algerien ist in dieser Hinsicht demnach die zweitälteste der Welt "Ostafrika gilt allgemein als Geburtsort der Nutzung von Steinwerkzeugen durch unsere menschenartigen Vorfahren", heißt es weiter in dem Bericht. Die neuen Funde legten nahe, dass es ähnlich frühe Nutzungen auch außerhalb des Ostafrikanischen Grabens gegeben haben könnte.
Wiege der Menschheit nicht mehr nur in Ostafrika? - Die jetzigen Ausgrabungen legen also nahe, dass Ostafrika den Titel als Wiege der Menschheit nicht mehr exklusiv beanspruchen kann. Die Funde aus Algerien zeigten, dass sich unsere Vorfahren schnell in alle Regionen Afrikas vorgewagt und nicht nur im Osten des Kontinents gelebt hätten, sagte Mohamed Sahnouni, Studienautor des National Research Center for Human Evolution im spanischen Burgos und Leiter des Untersuchungsprojekts in Ain Boucherit. "Tatsächlich war ganz Afrika die Wiege der Menschheit."
Schon länger gibt es in der Paläoanthropologie Hinweise darauf, dass sich der moderne Mensch wohl in verschiedenen Regionen parallel entwickelt haben könnte. Erst im vergangenen Jahr hatte eine Neubewertung eines Fundes zudem den Fokus auf Nordafrika gelegt - er stützte die These vom multiregionalen Ursprung. Damals fanden Forscher in Marokko einen Sapiens-Schädel, der mit mehr als 300.000 Jahren sehr viel älter war als bisher angenommen.
Unklar bleibt laut dem Bericht in "Science", wer die gefundenen Werkzeuge hergestellt hat. Denn menschliche Überreste wurden an den Ausgrabungsorten bisher nicht nachgewiesen. Das wollen die Forscher um Sahnouni nun in kommenden Untersuchungen ändern.

Wissenschaft und bildung 2018-12-01 18:18:00