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Lewis Hamilton weiß genau, warum er nach dem Rennen so erleichtert war

Baku, 12. November, AZERTAC

Unmittelbar vor Lewis Hamiltons Boxenstopp in der 19. Runde brach in der Mercedes-Box - unbemerkt von den TV-Kameras - Panik aus. Grund war ein Motorenproblem beim Führenden, das am Funk heftig diskutiert wurde.
Der Österreicher traute seinen Ohren nicht und fragte nach, was da vor sich gehe. "Als Antwort kam: 'Ja. Wir haben ein enormes Problem. Die Antriebseinheit wird in der nächsten Runde kaputt gehen.'" Eine Warnung, die zur Erleichterung Wolffs nicht Realität wurde. Kurz darauf erfuhr er, dass der einen Riss aufweisende Auspuff "jeden Moment" kaputt gehen werde und man "alle Temperaturgrenzwerte weit überschritten" habe. Sie befanden sich im Bereich der 1.000-Grad-Marke.
Rasches Handeln war also gefragt. Sofort liefen die Leitungen zwischen den Motoreningenieuren im hinteren Teil der Box mit dem "Track Support Office" in der Motorenfabrik in Brixworth heiß, wo zahlreiche Antriebsspezialisten dem Rennteam als verlängerter Arm dienen. "Sie fingen an, das zu beheben, indem alle möglichen Parameter runtergedreht wurden", erklärt Wolff. "Nur Gott weiß, wie man Hardware reparieren kann, die knapp davor ist, kaputt zu gehen. Es war wirklich furchtbar."
Multitasking pur: Wie Hamilton das Problem in den Griff kriegte - Auch bei Hamilton im Cockpit war nun Multitasking gefragt: Der Brite, der Max Verstappen wehrlos passieren lassen musste, befolgte die Anweisungen, die ihm über Funk gegeben wurden und schaffte es, die Temperaturen auf 950 Grad zu senken, ohne sich vom drohenden Ausfall zu sehr ablenken zu lassen: "Ich kann mir solch negative Gedanken nicht leisten und habe mich darauf konzentriert, etwas mehr 'Lift-and-Coast' zu betreiben, weniger Vollgas zu geben und manchmal sogar nur mit Teillast zu fahren, um den Motor etwas zu schonen."
Gleichzeitig musste Hamilton auf Anweisung der Abteilung in Brackley einige Dinge ausprobieren, um die Antriebseinheit zu retten: "Sie haben mich mit Anweisungen bombardiert, während ich versuchte, mit all den Dingen klarzukommen. Da ging es darum, einen Schalter umzulegen, die Standardeinstellungen herzustellen, diese Parameter nach oben und die anderen nach unten zu drehen. Und so ging es immer weiter, um herauszufinden, was wir nun nach unten drehen mussten. Ich bin wirklich dankbar, dass der Motor am Ende gehalten hat."
Auch Wolff spricht dem Team dafür ein Lob aus: "Die HPP-Jungs (High Performance Powertrain; Anm. d. Red.) im Hintergrund haben das irgendwie hinbekommen." Dennoch waren auch die letzten Rennrunden nach Verstappens Kollision mit Esteban Ocon, die Hamilton wieder in Führung brachte, eine Zitterpartie, obwohl es von außen nicht den Anschein machte.

Sport 2018-11-12 21:03:00