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Weltweit erstes schwimmende AKW in Russland

Baku, 19. Mai, AZERTAC

Russland hat am Samstag das weltweit erste schwimmende Atomkraftwerk eingeweiht. Die in St. Petersburg gebaute "Akademik Lomonossow" ging für die Zeremonie im Hafen von Murmansk vor Anker und wurde der Öffentlichkeit vorgestellt. Dort wird die im Auftrag des staatlichen russischen Konzerns Rosatom gebaute Anlage mit Brennstoff beladen, bevor sie an ihren Standort in Ostsibirien verlegt wird.
Auf dem 144 mal 30 Meter großen Schiff befinden sich zwei Reaktoren mit einer Leistung von 35 Megawatt. Ihre Leistung entspricht etwa der von Antriebsreaktoren von atomar angetriebenen Eisbrechern. Mit seinen Reaktoren kann das Kraftwerk eine Stadt von rund 200.000 Einwohnern mit Energie versorgen.
Das 21.000-Tonnen-Schiff soll im Sommer kommenden Jahres an seinem Standort im Hafen Pewek in der Region Tschukotka rund 350 Kilometer nördlich des Polarkreises festmachen. In Pewek leben rund 5000 Menschen. Es ist die nördlichste Stadt Russlands. Die neue Atomanlage soll aber vor allem russische Bohrinseln mit Energie versorgen. Russland dringt bei der Ausbeutung von Gas- und Ölvorkommen derzeit tiefer in den arktischen Raum vor.
Kleine Atomkraftwerke, auch "Mini Nukes" genannt, sind ein neuer Versuch, die Verbreitung der Atomkraft zu erhöhen. Obwohl die Technologie kaum erprobt ist, setzt die Atomindustrie große Hoffnungen in sie. Ihr globaler Dachverband, die World Nuclear Association, verspricht, dass im Jahr 2030 bereits 96 SMR im Einsatz sein werden.
Längst hat ein Wettlauf um die Spitzenposition in diesem möglichen Zukunftsmarkt begonnen. Vor allem die Amerikaner preschen vor. Das US-Unternehmen NuScale will Anfang der Zwanzigerjahre zwölf seiner wassergekühlten 50-Megawatt-SMR im Kraftwerk Intermountain West im US-Bundesstaat Idaho im Einsatz haben. Das US-Energieministerium unterstützt NuScale und andere heimische SMR-Firmen mit rund 450 Millionen Dollar. Im Silicon Valley forschen mehr als 50 Start-ups an innovativen Nukleartechniken, viele davon an kleinen Reaktoren.
Kritiker haben hingegen Sicherheitsbedenken. Zwar sind die Mini-Meiler nach Ansicht vieler Wissenschaftler per se nicht störanfälliger als ein Mega-AKW. Doch könnten die AKW-Zwerge deutlich dichter an Wohngebieten stehen und neben Strom auch Wärme liefern. Entsprechend größer ist das Sicherheitsrisiko bei einem Störfall.
Hinzu kommen außenpolitische Bedenken. Bislang konnten sich viele Staaten keine und nur wenige Atomkraftwerke leisten, weil die Kosten und die technischen Hürden zu hoch waren. Mini-Meiler wären theoretisch in jedem Land der Welt bezahl- und einsetzbar.

Technologie 2018-05-19 21:47:00